Reiseberichte

24. Reisebericht: Frankreich – von Toulouse durch die Pyrenäen nach Pau

Reise-Tour vom 10. September bis 17. September 2020

Wir fahren also von Toulouse aus mit dem Zug bis nach Mountéjeau am Rande der Pyrenäen und dann weiter mit den Fahrrädern ca. 15 Km bis zum Campingplatz in Loures-Barousse. Es ist wieder ein Kommunaler Campingplatz. Carsten geht es so halbwegs besser, darum verbringen wir den Nachmittag auf dem Platz und schlendern später einmal gemütlich durch den Ort. Es scheint ein sogenanntes Kreisstädtchen zu sein, doch leider stehen hier viele Häuser zum Verkauf und alles ist ein bisschen runtergekommen. Wir genießen die Ruhe im Ort und sammeln unsere Kräfte für morgen, denn unser erster Pass steht an, der Port de Bales (1.755 m).
Am nächsten Morgen machen wir uns zeitig auf, da im Ort ein kleiner Wochenmarkt stattfindet decken wir uns noch mit Proviant ein. Vor allem Nüsse und Kerne, wir bekommen sogar noch eine Tüte getrocknete Bananen-Kern-Mischung geschenkt, damit wir ja nicht vom Fahrrad fallen. Nun geht es los, noch 10 Km bis nach Mauléon-Barousse, dort beginnt der Anstieg zum Pass. Wir haben vor in sieben Tagen sieben Pässe zu fahren, alle Pässe sind Pässe der Toure de France, drei davon wurden auch in diesem Jahr gefahren (Port de Bales, Cole de Peyresourde und der Cole de Marie-Blanque).

Carstens Facebook-Post….

Der erste Pass auf unserer Tour wurde vor 10 Tagen von den Fahrern der Tour de France gefahren und noch immer ist alles im Ort dafür geschmückt, als würden die Fahrer gleich vorbeikommen. Die Ortschaften durch die die Tour de France kommt sind sehr stolz darauf. Man kann sich als Austragungsort bewerben, das ist zwar mit vielem finanziellen Aufwand verbunden, da vor allem auch die Straßen repariert werden müssen, damit die Rennradfahrer gut fahren können, aber die Werbung für die Orte ist einmalig und jeder Franzose ist so stolz auf die Tour de France, dass dafür alles getan wird.
Wir machen uns nun auf den Weg nach oben, 19 km Anstieg bis zum Pass, zum Glück geht es nicht nur steil aufwärts, immer wieder gibt es ebene Passagen, aber einige einzelne Abschnitte sind schon recht steil. Doch das Panorama auf die Berge und den Landschaften stimmt uns gut und gibt uns Kraft den ersten Pass zu erklimmen. Unterwegs sehen wir viele Kühe frei am Straßenrand liegend und stehend und sie machen so einen gesunden und ausgeglichen Eindruck, so etwas ist schön zu sehen. Sie schauen sehr glücklich aus.
Immer wieder werden wir von den vorbeifahrenden Rennradfahrern und Motorradfahrern und Autofahrern gelobt für unsere Courage, dass ist immer eine tolle Motivation bei der Anstrengung hoch auf den Pass. Die Straße, hoch zum Gipfel, ist kaum von Autos und Motorrädern befahren, so macht es noch mehr Spaß zu fahren. Oben angekommen genießen wir den einmaligen Ausblick und machen ein schönes Päuschen. Von einer Truppe spanischer Rennradfahrer, die mit einem Begleitwagen unterwegs sind, werden wir zu einem kleinem Snack eingeladen. Die Spanier machen sich Sorgen wie ihre Einreise zurück nach Spanien wird (wegen Corona), gerade wurde Frankreich zum Risikogebiet ausgerufen. Das alles bewegende Thema in diesem Jahr.
Viele Camper stehen oben am Pass und eine Frau verkauft Café und Crêpes genau das Richtige für eine Belohnung. Wir genießen weiter den tollen Ausblick hier oben. Da es auf der Strecke abwärts keinen nahegelegnen Campingplatz gibt nehmen wir uns ein Zimmer in einem Gasthof in Billie´re. Im Internet haben wir Lobeshymnen über die Küche und seinen Koch gelesen, dass wollen wir unbedingt ausprobieren.
Kurz vor unserer Unterkunft passieren wir noch eine wunderschöne, alte Kirche „Eglise Sainte-Anne de Cazeaux de Larboust“. Die Kirche ist aus dem 12 Jh. und im lombardischen Stil, einer Variante des romanischen Stils, der in der Region der Pyrenäen sehr verbreitet  ist. Die Kirche ist komplett mit Malereien versehen.
Es sind verschiedene Bibelereignisse dargestellt, wir erkennen einige Ereignisse: 
In der Apsis direkt über dem Altar erkennt man die Himmelfahrt der Jungfrau Maria. Alle vier Evangelisten sind mit ihren typischen Symbolen dargestellt: der Adler des Heiligen Johannes, der Löwe des Heiligen Markus, der Stier des Heiligen Lukas, der geflügelte Mann für Matthäus. Ebenso erkennt man die Anbetung der Hirten des Christuskindes. Und auch die Geißelung Christi ist dargestellt.
So wie die Schaffung des Menschens und die Vertreibung aus dem Paradies ist dargestellt. Gott hält den Baum der Erkenntnis warnend und die verlockende Schlange wird hier als Frau dargestellt. Man sieht genau wie Adam und Eva sich ihrer Nacktheit und des Verlustes ihrer Unschuld bewusst werden. Im Hintergrund sieht man eine feste Burg als Sinnbild fürs Paradies und eine einfache Hütte als Bild für die feindliche Welt. In der nächsten Darstellung, trägt ein Engel ein flammendes Schwert und vertreibt Adam und Eva aus dem Paradies. Ihr einziger Schutz wird die Hütte im Hintergrund sein, und sie müssen ihren Lebensunterhalt im Schweiße ihrer Händearbeit verdienen. 
Auch Johannes der Täufer wird dargestellt und ebenso das jüngste Gericht und auch das neue Jerusalem ist zu sehen. Und noch viele weitere biblische Ereignisse sind dargestellt worden. Die ganzen Wände der Kirche sind voll davon und sehr Detail getreu wurde gearbeitet, man erkennt sofort um was es geht. Das war sicher auch die Absicht, denn zu der damaligen Zeit der Entstehung konnten nicht alle Menschen lesen und so waren die Geschichten der Bibel für jeden nachvollziehbar. Wir sind sehr beeindruckt. So etwas Schönes in diesem unscheinbar wirkenden Dorf zu sehen hat uns sehr überrascht.
Wir schieben noch einen steilen Hang unsere Räder hoch zum Gasthof / Unterkunft und freuen uns aufs Abendessen. Wir haben ein Bärenhunger! Und wir werden nicht enttäuscht. Wie es typisch ist in Frankreich nehmen wir jeder ein Menü. Es beginnt mit eine kräftige Maronensuppe, dazu gibt es ein Aperitif und der erste Gang ist eine hausgemachte Gänseleberpaste. Carsten hatte als Hauptgang ein Entrecôte und Ellen eine Entenbrust dazu gibt es selbstgemachte Pommes. Alles wird in der Küche auf offenen Feuer gekocht. Zu dem leckeren Essen gönnten wir uns wie es sich gehört in Frankreich einen schönen Rotwein. Als Nachspeise wählen wir ein Tiramisu und Crème Brûlée. Es war einfach nur köstlich, nein göttlich, so wie es beschrieben wurde. Wir haben dieses Mahl in vollen Zügen genossen und waren danach einfach nur rundum glücklich. Man kann wirklich sagen wir haben wie „Gott in Frankreich gespeist“.

Am nächsten Morgen gibt es noch ein typisches französisches Frühstück mit einer riesen großen Schale Café – wenn man will gerne auch „au Lait“ – und Croissants. Das war nun nicht das kräftige Frühstück was wir sonst so essen, doch nach dem üppigen Mahl am Abend ist es vollkommend ausreichend. Als wir starten fahren gerade drei Rennradfahrer vorbei und halten an um zu fragen wo wir hin wollen. Als wir sagten zum Cole de Peyresourde (1.596 m), staunten sie nicht schlecht. Sie fragen uns wo wir geschlafen haben und wir zeigten auf den Gasthof, dann fragten sie nur noch ob wir da auch gegessen haben, das bejahten wir und sie heben nur die Daumen. Auch sie kennen die köstliche Küche dort. Wir sind noch ein bisschen im Windschatten von ihnen gefahren, doch dann waren sie weg. Auf einer Nebenstraße fahren wir bis kurz vor den Gipfel, was sehr angenehm ist, die parallele verlaufende Landstraße ist heute mehr befahren als gestern. Wir kommen gut hoch zum Pass, von untern sah es viel steiler aus, als es dann war :-). Heute ist unsere Etappe nur 26 Km lang und so können wir uns schön Zeit lassen. Oben auf dem Pass machen wir erstmal Mittag und treffen noch einen anderen Radreisenden. Er kommt aus der Schweiz und ist für 3 Monate mit dem Rad unterwegs bevor er seine Doktoratenstelle antreten wird. Wir plauschen ein bisschen und er bewundert unsere guten Riesenräder, die für solche Bergfahrten mit Gepäck besser geeignet sind, er hat ein gutes Rennrad, jedoch weniger Gänge.
Unser heutiges Ziel ist Arreau, dort hat es wieder einen kommunalen Campingplatz, einfach genial diese Plätze. Wir sind schon am frühen Nachmittag da und so haben wir viel Zeit den zauberhaften Ort zu erkunden. Mitten durch den Ort geht der Fluss La Neste und das in einem rauschenden Tempo. Im Ort sehen wir zum ersten mal einen Gâteau à la Broch, das ist der französiche Baumkuchen, wir sind live dabei wie er beim Bäcker über dem Spieß gebacken wird. Der Baumkuchen hat eine andere Form, er ist spitzer als unserer den wir in Deutschland kennen und ist nicht mit Schokolade überzogen, sondern wird mit Honig oder Marmelade als Nachtisch serviert. Wir probieren den Kuchen so, ohne Honig oder Marmelade. Er schmeckt fast so wie unser Baumkuchen. Das Rezept haben Napoleons Soldaten vom Balkan mitgebracht und nun ist es eine Spezialität in den Pyrenäen. Es gibt sogar einen jährlichen Wettbewerb, wer den Besten und Größten backt. Der Bäcker wo wir unseren kauft, hatte den Preis schon mal gewonnen. Wir sind verzaubert von dem Ort und den Pyrenäen. Ein weiteres schönes Highlight unser Reise.

Am nächsten Tag wartet der dritte Pass unser Tour auf uns. Heute geht es hinauf zum Col d‘ Aspin (1.489 m), es geht 11 Km aufwärts die Carsten nur mit ein paar Fotostopps nach oben durchfährt. Ellen schiebt auch mal, dabei genießt sie intensiver die Aussicht ;-). Oben angekommen sind wir platt vom Ausblick, wir machen erst mal eine ausgiebige Mittagspause und genießen einfach nur diesen wahnsinnigen Ausblick in die Weite. Oben am Pass ist einiges los, viele Camper, Motorradfahrer und Rennradfahrer sind da, doch wir sind die einzigen Reiseradfahrer. Sogar ein Käsebauer ist da, wir kaufen auch gleich Käse bei ihm ein, frischer geht es nicht.

Nach der Pause und der Abfahrt vom Pass suchen wir uns einen Campingplatz in Sainte Marie de Campan, das ist der Ort wo 1913 bei der Tour de France der Rennfahrer Eugène Christophe seine Gabel am Fahrrad hat reparieren müssen. Bei der Abfahrt vom Col du Tourmalet ist sie ihm gebrochen. Er ist darauf in die nächste Ortschaft gelaufen, dass war Sainte Marie de Campan, dort hat er in der örtlichen Schmiede sich selber eine neue Gabel geschmiedet. Der Schmied durfte ihm nicht helfen, damals waren das einer der Regel der Tour, dass die Rennfahrer alles selber machen mussten, sie mussten sich selber um ihre Ausrüstung kümmern und auch um ihre Verpflegung. Eigentlich lag Eugène in Führung doch allein schon durch den Fußmarsch hat er 2 Stunden Zeit verloren und dann musste er noch die Gabel schmieden was auch noch mal 3 Stunden Zeit in Anspruch nahm. Und da ein Junge den Blasebalg am Feuer bedient hat bekam er nochmals 10 Minuten Strafe aufgebrummt. Da seine Worte dazu so heftig waren, laut Überlieferung, sind sie nicht wiedergegeben worden. Er ist dann im Sauseschritt weiter gefahren und wurde in der Gesamten Tour noch Siebter. Leider sollte ihm noch zweimal die Gabel bei einer Tour de France brechen und obwohl er immer sehr gute Leistungen fuhr und oft in Führung lag, haben die Gabelbrüche ihm immer einen Sieg bei der Tour de France genommen. Sehr schade! Man kann die Geschichte im Ort wo die Schmiede war nachlesen. 
Heute war es ziemlich heiß und so sind wir sehr froh bei Zeiten auf dem Campingplatz zu sein. Der Platz war fast leer und so können wir uns bequem ein ruhiges Plätzchen auf einer satten grünen Wiese unter einem Birkenbäumchen finden. Da wir noch einiges an Orgadingen zu erledigen haben und das viel Zeit in Anspruch nimmt, gehen wir abends im Ort Essen. Da es in dem Ort nur ein Restaurant gibt, ist es auch gut besucht. Das ist Essen ist sehr gut, doch es kann nicht mit unserem ersten Abendessen in den Pyrenäen mithalten.
Als wir zurück gehen zum Campingplatz ist es schon dunkel und die Sterne leuchten so klar am Nachthimmel, einfach fantastisch, auch die Milchstraße sieht man eindeutig
In der Nacht werden wir vom Röhren eines Hirsches wach gemacht, so was haben wir auch noch nicht erlebt. Außer diese kurze Unterbrechung der Natur, können wir ansonsten super schlafen.
Gut ausgeschlafen starten wir wieder früh am Morgen. Der Campingplatz liegt direkt am Anstieg zum Col du Tourmalet (2.115 m), am Tag vorher haben wir bereits 2 Km davon absolviert, jetzt warten noch 17 Km auf uns. Am Anfang geht es ganz gemächlich zu, doch dann wird es steiler und steiler. Deshalb legen wir nach 11 Km eine Stärkungspause ein und knabbern unsere Trockenfrüchte, Nüsse und Kerne und dazu noch jeder eine „Tour de France Banane“ (selbst auf den Bananen wird Werbung für die Tour gemacht). Das tut gut! Unterwegs treffen wir noch einen alten Hengst der da einfach so auf der Straße steht und anscheinend nicht richtig weiß wo er hin soll. Wahrscheinlich steht er sonst bei den Kühen auf den Wiesen, doch heute steht er auf der Straße und lässt sich sogar von uns streicheln. Wir fahren weiter, der Weg zum Pass ist heute schon sehr anstrengend, Ellen muss oft schieben, sogar die letzen 3 Km fast durch. Unterwegs passieren wir noch einen typischen Skiort, voll mit Hotels und Liften, passt so gar nicht hier her in dieser wundervollen Landschaft. In diesem Skiort halten wir uns nicht lange auf und fahren oder schieben so schnell wie wir können, weiter in Richtung Col du Tourmalet Pass. Kurz vor dem Pass stehen einfach mal so Lamas oder Alpakas – so gut kann man die ja nicht auseinander halten – an der Strecke. Es sieht so aus ob denen alles egal zu sein scheint, total relaxt sind die. Als Ellen oben an kommt hat Carsten schon alles erkundet. Nach unserem obligatorischen Passfoto genießen wir beim Mittagessen wieder einen tollen Ausblick. Carsten holt sich im Souvenirshop ein Fahrad Cap vom Tourmalet. Das trägt er nun voller Stolz! Auf dem Pass ist viel los, sehr viele fahren hier hoch, da der Pass auch einer der bekanntesten Pass-Ankunft bei der Tour de France ist. Hier oben ist eine Statue mit einem Rennfahrer auf dem Rennrad, die man auch aus den Übertragungen der Tour de France kennt. Der Géant du Tourmalet (Riese des Tourmalet) ist eine Skulptur, die an die erste Überquerung des Col Du Tourmalet im Rahmen der Tour de France 1910 erinnert. Nach dem Pass wartet eine lange Abfahrt auf uns, auf der Abfahrt ist viel los, es gibt auch viele Ausflugslokale. In einem Örtchen gibt es eine Kapelle in der für die Tour de France Fahrer gebetet wird. Wir lassen uns treiben und genießen in dem Ort ein Eis. Wir fahren immer noch weiter abwärts. Langsam ändern sich auch die Temperaturen, umso näher wir zum Tal fahren, es ist deutlich heißer geworden, deshalb fahren wir auch nicht soweit wie geplant und bleiben schon in Saligos auf einem sehr herzlichen Campingplatz (https://www.happy-pyrenees.fr) für die Nacht. Heute war es ein sehr intensiver Tag und wir sind ganz schön platt. Wir treffen sogar den jungen Schweizer wieder, den wir am 2. Pass getroffen hatten. Er ist heute sehr fertig. Er ist in den Bergen querfeldein gefahren, also eher gelaufen. Er hatte einen Wanderweg ausgemacht und wollte abseits der Hauptstraße in die Berge fahren, er hoffte er könnte mehr fahren, doch das war nicht der Fall. So hat er sehr oft sein Fahrrad mit dem ganzen Gepäck tragen müssen. Er war einfach nur erschöpft.

Heute am fünften Tag in den Pyrenäen steht unsere 2. intensivste Etappe unserer Tour an. Wir werden heute zwei Pässe fahren den Col du Soulor (1.474m) und den Col d’ Aubisque (1.709m). Doch bis wir zum Anstieg vom ersten Pass ankommen sind es noch 26 Km, die ersten 10 Km fahren wir leicht abwärts, dadurch kommen wir schnell vorwärts und für die 10 km brauchten wir wirklich nicht lange. Nun geht es wieder los bis wir den Anstieg zum ersten Pass erreichen geht es stetig 16 Km lang bergauf. Trotz der Anstrengungen werden wir stetig belohnt, wir fahren durch so wunderschöne Landschaften und zauberhafte Örtchen, wir kommen immer aus dem Staunen nicht heraus. Nach 26 Km beginnt nun der erste Anstieg, dieser hat es schon in sich, so das Carsten Ellen sogar beim schieben helfen kommt. Ein kurzer Streckenabschnitt ist so steil, das bei ihm als er diesen gefahren ist sein Vorderrad sich aufgebäumt hat. Unterwegs kommen wir noch bei einem Imker vorbei, dort können wir leckeren Honig für unser Morgen-Müsli einkaufen. Der Imker ist ein lustiger alter Mann, er schaut nebenbei die Tour de France und sagte zu uns: „Die wären hier schon durchgefahren und wir seien spät dran ;-).“ Hahaha!!! Oben auf dem Pass angekommen können wir gar nicht so sehr den Ausblick genießen, denn es gibt einen kräftigen, kurzen Regenschauer und so entschließen wir uns als dieser nachgelassen hat sofort weiter zu fahren zum nächsten Pass. Der Anstieg zum Col d’ Aubisque fährt sich einfacher, vielleicht auch weil es kühler ist und nicht mehr so heiß. Es sind immer noch große Wolken am Himmel die vom Wind davon gepustet werden, so gibt es ein einmaliges Schattenspiel, da sich die Sonne und die dunklen Wolken abwechseln. Diesmal können wir auf dem Weg zum Pass von einem Ziegenhirte einen leckeren Ziegenkäse kaufen. Oben am Pass angekommen scheint die Sonne, wir machen auch hier das obligatorische Foto von uns vor dem Passschild. Plötzlich spricht uns eine Frau an, ob wir gestern auch am Col du Tourmalet gewesen sind, wir bejahen ihre Frage und sie meint da hätte sie uns auch schon gesehen. Sie ist so begeistert von uns und hat großen Respekt, dass wir diese Pässe mit unseren vollgepackten Fahrrädern hochfahren. Oben auf dem Pass stehen die übergroßen Rennräder, die man auch aus den Übertragungen von der Tour de France kennt und ein beliebtes Fotomotiv sind. Wir fahren bald weiter, da es heute schon etwas später geworden ist. Die Abfahrt heute ist ein wenig kühler und dunkler, da noch immer Regenwolken am Himmel sind. Wir kommen durch einen Skiort der total vereinsamt ist, niemand da, ganz anders als kam Tourmalet und ein Ort weiter stehen zwei große Gebäude aus dem 19 Jh., ein Casino und ein Hotel. Beide Gebäude sind riesig und einst mondän gewesen, doch nun verfallen sie, niemand scheint sich drum zu kümmern, ziemlich spuki. Weiter geht es zu unserem heutiges Ziel Larus, wo auch dieses Jahr die Tour de France durchgefahren ist und auch hier ist noch alles geschmückt von der Tour. Hier herrscht wieder viel Leben. Nach einer kurzen Ortsbesichtigung suchen wir uns im Ort einen Campingplatz, davon hat es einige.
In der Nacht werden wir von lauten Kuhglocken-Geläute wach, wir erleben hautnah einen Weidenwechsel/ Almabtrieb der Kühe mit. Das ist ein Gebimmel die ganze Nacht lang, dem entsprechend sind wir am nächsten Morgen ziemlich gerädert. Doch es hilft ja nichts unser letzter Pass steht für heute an, der Col de Marie-Blanque (1.035m). Zu nächst fahren wir noch ein paar Kilometer bis zum Passbeginn, doch dann merken wir schnell auch kleine Zwerge (Berg) können es in sich haben. Der Anstieg beginnt gleich mit mehren sehr steilen Rampen, da hilft nur kräftig in die Pedale treten. Zwischendurch in Richtung Pass gibt es zur Entspannung ein Plateau. Eine wunderschöne Alm mit vielen freilaufende Pferde. Wir machen hier ein kleines Päuschen und genießen unsere Croissants und schäkern mit den Pferden herum. Danach radeln wir nun erstmal ganz entspannt weiter bis zur nächsten und damit auch letzten steilen Rampe. Oben auf dem Pass angekommen legen wir eine ausgiebige Mittagspause, mit dem Ziegenkäse vom Ziegenhirte, Baguette und andern Leckereien, ein. Wir genießen noch einmal den prächtigen Blick auf die Berge, denn morgen geht es nach Pau und dann ist unsere Tour durch die Pyrenäen beendet, leider. Es war ein einmaliges Erlebnis durch die Pyrenäen zu fahren. Das wir hier doch noch hingekommen sind, obwohl Corona unsere Pläne so durcheinander gewirbelt hat, hätten wir uns auch nicht mehr in unseren kühnsten Träumen vorgestellt. Wir sind sehr bewegt von der Zeit hier. Ellen ist Carsten sehr dankbar für diese Erfahrung, denn ohne ihm wäre sie nie hier durch die Berge gefahren, denn es sind ja Berge ;-). Nun kann uns nichts mehr erschrecken, wir wissen jetzt wir können zusammen die höchsten Berge meistern.
Die Abfahrt vom Col de Marie-Blanque geht schnell und schwups sind wir aus den Pyrenäen raus :-(. Von den ganzen  Anstrengungen der letzten Tage sind wir gut erschöpft und sehr hungrig, so das wir im nächstgelgen Supermarkt beim Campingplatz in Oloron-Sainte-Marie viele leckere Dinge einkaufen und gleich nach dem Zeltaufbau erstmal ein Picknick machen müssen.

Die Nacht war mal wieder unruhig, erst hat der Bauer von den benachbarten Feldern noch bis spät in die Nacht seine Felder bearbeitet und dann hat der Motorradfahrer vom benachbarten Zeltstellplatz die ganze Nacht heftig durch geschnarcht.
Nach einer unruhigen Nacht fahren wir weiter nach Pau und von dort wollen wir einen Zug nach Paris nehmen um dort bei der Zieleinfahrt der Tour de France dabei sein zu können. Doch zunächst radeln wir noch bis nach Pau, es sind zwar nur 43 km doch wir radeln so zu sagen durch die Ableger der Pyrenäen, die auch nicht gerade eben sind. Auf unserer rechten Seite sehen wir immer wieder die Pyrenäen, wir genießen den Ausblick mit einem wehmütigem Gefühl. Gegen frühen Nachmittag kommen wir in Pau an, es ist mittlerweile wieder sehr heiß geworden und so besichtigen wir zuerst die Kirche in der es schön kühl ist und anschließend picknicken wir im Schatten vor der Kirche mit Blick auf die Pyrenäen. Unsere letzten Blicke, wir schwelgen in Erinnerungen an die letzten Tage und unserer Fahrt durch die Berge. Wir schlendern noch durch die Innenstadt und fahren weiter zum Campingplatz der 9 km außerhalb von Pau liegt, auf eine scheinbar nie enden wollenden Bundesstraße immer gerade aus in brütender Hitze. Heute ist es so heiß, das Erinnerungen an unsere Zeit in der heißen Toskana hoch kommen. Als wir auf dem Campingplatz unser Zelt aufgebaut haben schlafen wir deshalb auch erstmal für ein Nickerchen ein, das tut gut!

Am nächsten Morgen müssen wir bei Zeiten unser Zelt abbauen und zügig zum Bahnhof radeln unser Zug geht schon um 9.30 Uhr. Leider ist für heute Morgen auch noch Regen angesagt und der Himmel zieht sich zu. Also noch schneller eingepackt und dann im Sauseschritt auf zum Bahnhof, wir haben Glück und bekommen keinen Regenschauer ab. Gegenüber vom Bahnhof gibt es zu Ehren der „Giganten der Tour de France“ eine Open Air-Ausstellung. Für jeden Sieger ist eine Stehle aufgestellt auf dem über ihn und die Besonderheiten seines Sieges berichtet wird. Pau ist für die Tour de France ein wichtiger, regelmäßiger Austragungsort. Da wir noch genügend Zeit haben bevor unser Zug nach Paris fährt, frühstücken wir vor dem Bahnhof erstmal und schreiben eine Urlaubskarte nach Hause. In Frankreich wird so maximal 20 Minuten bevor der Zug ankommt angegeben auf welchen Gleis er einfahren wird. Das ist für die Reise mit bepackten Fahrrädern richtig spannend. Also heißt es noch schnell unsere Fahrräder, ohne Fahrstuhl, zum Gleis zu bringen. Carsten trägt sie mit dem ganzen Gepäck einfach mal die Treppe hoch und runter, Ellen hätte die Taschen komplett abgemacht ;-). Gut wenn man zu zweit ist ;-). Das Einsteigen in den Zug gestalte sich schwierig und gelingt nur mit dem energischen Eingreifen der Zugschaffnerin. In den Zügen in Frankreich gibt es nicht viele Stellplätze für Fahrräder und auch nicht in allen Zügen, da es dazu noch nicht genügend Platz für Koffer hat, war unser Stellplatz für die Fahrräder schon mit Koffern belegt. Die Schaffnerin bat energisch die Mitreisenden ihre Koffer von dem Stellplatz zu nehmen, wir mussten zunächst erstmal irgendwie einsteigen, damit der Zug abfahren konnte, da dieser auch schon eine ordentliche Verspätung hatte. So standen wir gestapelt im Eingangsbereich, bis wir dann unsere Fahrräder an den richtigen Platz mit unserem Gepäck stellen konnten.

Nun sind wir auf dem Weg nach Paris.

Die Pyrenäen-Pässe sind Faszination und Leiden zugleich. 

Unsere Gedanken an die Pyrenäen:

Für uns beginnt das „Projekt 7 Zwerge (Bergpässe) in 7 Tagen“ mit einem unbändigen Ehrgeiz.

Je länger die Auffahrt dauert und je mehr Kehren man hinter sich gelassen hat, desto größer wird allerdings die Anstrengung: Die Beine werden schwerer, das Treten, der Blick zur nächsten Kehre, der Griff zur Trinkflasche – alles wird zur Monotonie. Doch spätestens kurz unterhalb der Passhöhe weicht die Monotonie einem unbändigen Willen: Nur noch wenige Meter, dann ist es geschafft. Spätestens am höchsten Punkt ist dann auch der letzte Gedanke an die schweißtreibende Auffahrt verflogen. Der Blick auf die bezwungene Strecke und die umliegende Landschaft entschädigt für alles. Und das Schönste liegt ja noch vor einem: die rasante Abfahrt. Ganz ohne Leiden, dafür mit viel Adrenalin.

Hier gibt es die Bilder von unserem größten Abenteuer: