Reiseberichte

22. Reisebericht: Frankreich – von Nizza durch die Alpes-Côte d’Azur und die Provence nach Avignon

Reise-Tour vom 19. August bis 29. August 2020

Der Weg nach Frankreich soll es heute noch in sich haben, da auf uns ein Abschnitt mit einer 27 % Steigung wartet und darum starten wir heute recht früh. Noch bevor es richtig los geht entdecken wir eine Markthalle und kaufen für unser Mittagessen leckere deftige Quiche ein. Nach dem Erlebnis-Schlemmer-Marktspaziergang fahren wir nun aber weiter und es geht auch gleich los mit dem kraxeln. Ein wenig später erreichen wir den Grenzübergang nach Frankreich, alles verläuft unproblematisch, es stehen zwar Grenzer da jedoch wir können einfach durchfahren. Auf unserem Weg nach Nizza fahren wir durch Monaco. Es duftet überall auf den Straßen von Monaco aus den Geschäften nach Parfüme und es ist so verdammt sauber überall. Irgendwie ist es komisch, wir fühlen uns wie ein Unikum mit unseren Reiserädern zwischen all den schicken und großen Autos, hier auf den Straßen von Monaco. Monaco lassen wir schnell hinter uns und nach ein paar Kilometer soll die 27 % Steigung auf unsere heutige Tour kommen, doch da wo wir abbiegen sollen, ist eine private Einfahrt zu einem Grundstück (Durchfahrt verboten), das geht also nicht. Was nun? Also suchen wir uns an einer Bushaltestelle Schatten, denn es ist verdammt heiß in der Sonne, machen erstmal Mittagspause und planen dabei unsere Route um. Dadurch das unsere geplante Tour gesperrt ist, ist auch für uns die 27 % Steigung gesperrt. Hurra!!! – Unsere neue Tour verläuft weiter auf der Hauptverkehrsstraße entlang der Küste, dabei klettern wir bis auf 370 Meter hoch und genießen herrliche Ausblicke auf die französische Küste. Und wie immer, nach jedem Anstieg gibt es ja auch immer eine Abfahrt und so sausen wir die Küste entlang hinunter nach Nizza. Wir kommen schon sehr früh am Tage in Nizza an. Bevor wir zu unsere Unterkunft fahren, besuchen wir spontan den bekannten Blumenmarkt von Nizza. Wir bummeln ein wenig über dem Markt und kaufen dabei einige Leckereien ein. Carsten entdeckte sofort, dass Nizza bereits für die Tour de France geschmückt ist. Die Tour soll 2 Wochen später in Nizza starten. Wir wollen ja auch noch auf den Spuren der Tour de France durch die Pyrenäen reisen und zur Zieleinfahrt der Tour in Paris sein, die auch gleichzeitig unsere Zieleinfahrt sein wird. Carstens erste Bedingung war gewesen, als wir uns schweren Herzens entschieden haben durch Italien zu fahren und nicht weiter Richtung Balkan, über die Pyrenäen zu fahren. Seine Worte waren: „wenn wir jetzt nach Italien fahren, dann können wir auch noch nach Frankreich und dort durch die Pyrenäen und auch einmal als Zuschauer bei der Tour de France 2020 dabei sein“ und so kommt es nun auch.

Wir fühlen uns gleich wohl in Frankreich und genießen unsere ersten Tage in Nizza sehr. Wir haben eine einmalig schöne typisch französische Unterkunft direkt im Zentrum von Nizza. Wir erkunden Nizza’s sehr hübsche Altstadt und lassen es uns gut gehen bevor wir nach 4 Tagen aufbrechen in die Berge der Alpe de Côte d’Azur um dann weiter zu fahren durch die Provence.

Gleich am ersten Tag unserer Weiterfahrt fahren wir über den Pass Cole de Vence (963 m). Der Pass Cole de Vence wird in diesem Jahr ebenso von den Radfahrern der Tour de France befahren. Wir prüfen also schon mal vorab die Strecke für die Rennradfahrer. Sie lässt sich gut fahren und immer wieder sieht man von Weitem die Côte d’Azur leuchten. Also, eine tolle Aussicht für die Tour de France Fahrer. So beim fahren durch das schöne Hinterland der Côte d’Azur kam uns der Gedanke auf, dass es uns auch hier sehr gut gefallen kann, hier in den Bergen wo es schön ruhig ist. Hier ein Häuschen zu haben, das wäre toll, und wenn man ans Meer will fährt man kurz mal hinunter in die mondäne Stadt Nizza.

Uns fiel heute auf, dass die Pässe die je von der Tour de France befahren wurden und werden mit vielen Hinweisschildern versehen sind. Zu Beginn steht gleich ein Schild das einem anzeigt wird wie der Pass heißt und wie hoch der Pass ist und wie lang die Distanz bis zum Gipfel beträgt. Dann gibt es nach jedem weiteren Kilometer wieder ein Schild mit der aktuellen Höhenangabe und welche Durchschnittssteigung der nächste Kilometer haben wird. Und oben am Pass gibt es dann das obligatorische Passschild, auf dem sich meist viele Reisende – wie auch immer, ob per Auto, Fahrrad, Motorrad oder zu Fuß – sich verewigt haben, meist in dem sie einen Aufkleber auf das Schild kleben. Es gibt Schilder die sind so zugeklebt, dass man fast nicht mehr den Schriftzug lesen kann.

Da wir einwenig heute früh getrödelt haben, es ist ja auch Samstag, und noch einige Kilometer am Meer aus Nizza rausfahren mussten in Richtung Anstieg, war es schon weit nach unserer Mittag-Pausenzeit als wir mit knurrenden Magen oben am Pass ankommen. Wir verspeisen erstmal im Schatten auf dem Pass unsere französische Leckereien. Heute hatten wir bei einem Bäcker Quiche und einen Flan Pâtissier (das ist eine Torte aus Mürbeteig mit Pudding) eingekauft. Ist das ein Genuss!

So gestärkt können wir weiter fahren, um uns dann später ein Plätzchen für die Nacht zu suchen. Wir sind wieder in den Bergen und das gefällt uns sehr gut. Hier ist es nicht so heiß und die Natur ist einfach toll und das Panorama was wir bewundern können ist einmalig. Uns gefallen die Alpes-Maritimes sehr gut, irgendwie sind wir fast verliebt in dieser Gegend. Bevor es dunkel wird finden wir ein schönes Plätzchen für die Nacht, es ist einwenig ungewohnt, das letzte Mal, dass wir wild gecampt haben war in Portugal gewesen.

Unsere Nacht ist wundervolle und wir starten am Morgen sehr früh. Gleich im nächsten Ort kaufen wir frische Lebensmittel für unterwegs ein. Es gibt einen Metzger der auch Käse hat, einen Obst und Gemüsehändler, einen Bäcker und einen Tante Emma Laden. Und alle Einwohner hier sind auch gerade unterwegs um ihre Sonntagseinkäufe zu erledigen. Wir werden von allen freudig begrüßt und alle Händler sind sehr hilfsbereit so das wir gut einkaufen können. Dann geht es weiter in die Berge. Heute führt unsere Tour durch viele kleine Bergdörfer. In einem werden wir gefragt, ob wir Feuer haben, denn sie wollen den großen Gemeindegrill anwerfen. Wir können Ihnen helfen. Spontan haben sie uns vorgeschlagen, dass wir gerne zum Mittagessen bleiben können, wenn wir wollen. Da es noch Vormittag ist und das Grillfest erst in ca. 2 h losgeht, fahren wir schweren Herzens weiter. Schade!
Das nächste Örtchen heißt Le Mas, vielleicht kommen da Urahnen von Carsten her, wer weiß es. Es ist jedenfalls ein hübsches Örtchen mit einer Boulebahn, was sehr typisch ist. In jedem Ort und auch auf fast jedem Campingplatz finden sich welche und auch Menschen, die dort rege spielen. Während wir in dem Örtchen einwenig Pause machen, an einem schönen schattigen Platz am Brunnen beobachten wir wie ein Franzose seine Hühner mit Oliven füttert, selbst den Hühnern geht es hier gut.

Kurz bevor wir heute am Campingplatz in Comps-sur-Artuby ankommen, liegt auf unserem Weg noch ein großer Obst und Gemüsemarkt. Dort gibt es viele und sehr frische Produkte wie auch Oliven, Olivenöl, Brot und Säfte. Die Qualität dort beeindruckt uns sehr. Wir kaufen noch ein paar Dinge für unser Abendessen ein und eine leckere Zitronenlimonade. Wir schlafen heute Nacht auf einem kommunalen Campingplatz. Das sind Campingplätze, die von den jeweiligen Kommunen betrieben werden, sie sind einfach ausgestattet, aber es hat alles was man braucht. Und die Übernachtungspreise sind sehr günstig. Wir zahlen für 2 Personen und ein Zelt 7,54 €. Da wir so bei 800 m Höhe sind wird es in der Nacht kühler, um die 13 Grad. Solche Temperaturen sind wir schon lange nicht mehr gewöhnt. Am nächsten Morgen ist es recht frisch und einwenig diesig, es liegt ein Hauch von Herbst in der Luft und hier oben in den Bergen fangen die Blätter langsam an sich zu verfärben. Eine schöne Stimmung und auch das Licht ist besonders.
Wir radeln heute weiter durch die Berge, es geht von ca. 800 Meter auf 1240 Meter Höhe und dann entlang des Canyon Verdon zur Schlucht von Verdon und weiter zum See Lac de Sainte-Croix. In dieser Gegend sind viele Wanderer unterwegs, es gibt viele Wanderwege entlang des Canyons. Es ist auch ein Paradies für Kletterer, die direkt von der Straße aus zum Canyon hinunter sich abseilen. Wir genießen von der Straße aus den Ausblick auf den Canyon, viele schöne Aussichtspunkte gibt es entlang unserer Strecke. Viele, viele Kilometer treffen wir immer wieder den gleichen Radfahrer, er erzählt uns einwenig über den Canyon und das hier in den Zeiten vor der Corona viel mehr Menschen unterwegs sind auch auf dem Canyon-Fluß, auf diesen kann man z. B. Rafting Touren unternehmen. Das mit den mehr Menschen wollen wir nicht erleben, schon so war einiges los und überall parken die Camper zwischen den Büschen am Straßenrand.
Wir radeln weiter immer mit dem Blick auf die Schlucht von Verdon und dann zum Lac de Saint-Croix. Wir sind beeindruckt von der Schlucht, von der Straße aus haben wir einen atemberaubenden Blick auf die Schlucht und dem See. Von nun an fahren wir nur noch abwärts bis zum See. Auf dem Campingplatz angekommen lassen wir unseren Tag am See ausklingen mit einem kühlem Bad im Lac de Saint-Croix. Es tut so gut, wenn wir nach einem intensiven Fahrradtag den Tag so ausklingen lassen. Der kommunale Campingplatz ist sehr gut gefüllt, kein Wunder bei den günstigen Preisen.

Am nächsten Tag geht es für uns bei Zeiten los, wir haben heute eine lange Tour vor uns, wir wollen so weit wie möglich nach Aix Provence fahren, damit wir tags darauf die Stadt in Ruhe besichtigen können. Das bedeutet für heute 96 Km fahren und dabei 1.146 m rauf und auch wieder runter, also eine richtige Auf und Ab Tour. Unser erster Stop ist das Städtchen Aups. Bei einer Frau aus den Niederlanden, die – wie soll es anders sein- einen Käseladen betreibt, kaufen wir sehr guten Käse ein und erhalten dabei eine Einführung in die französische Käsekunde. Nun sind wir Käse-Spezialisten! Sie erklärt uns im Süden von Frankreich gibt es fast nur Schafs- oder Ziegenkäse. Der Grund dafür ist das im Sommer die Felder durch die Trockenheit so ausgemagert sind, das Kühe hier nichts mehr zum Essen finden würden. Kühe brauchen fettes Grün wie z. B. in den Pyrenäen und daher ist es hier ein Paradies für Schaf-und Ziegenkäse Liebhaber. Heute erreichen wir auch das Gebiet der Provence, wo es die viele wunderschöne Lavendelfelder zu bestaunen gibt. Der Lavendel blüht zwar nicht mehr und die Felder sind abgeerntet, dafür ist jetzt die Zeit das der Lavendel destilliert wird. Und so liegt, wie in den Reiseführern beschrieben, überall der Duft von Lavendel in der Luft. Wir sind berauscht vom Duft und der Landschaft und überall am Wegesrand wachsen dazu noch alle Zutaten für die „Kräuter der Provence“, wie soll es anders sein. Unser heutiger Campingplatz liegt unterhalb vom Berg St. Victoire, dem Lieblingsmotiv vom Künstler Czessane. Unterwegs hatten wir noch ein Erlebnis -was im Nachhinein zum schmunzeln war-, da Carsten oft einwenig voraus fährt, passierte es das er in einem Ort nach rechts durch den Ort abbog und Ellen links den direkten Weg durch den Ort nahm. Komoot hat so eine Eigenart, einen immer mal wieder direkt durch die Orte zu führen, obwohl der direkte Weg daran vorbeiführt. Manchmal ist es spannend, kann aber auch anstrengend sein, wenn die Orte auf Anhöhen liegen.
Also Carsten wartete nun im Ort auf Ellen und Ellen dachte – wie weit Carsten denn nun schon vor gefahren sei und ganz so fair sei das auch nicht, er könnte doch mal warten. Irgendwann meldete sich Carsten per Handy bei Ellen wo sie denn bleibt, da Ellen ja dachte er wäre schon weiter sagte sie nur, dass sie gleich bei ihm ist. Nachdem Carsten wissen wollte wo sie denn so ungefähr sei, wurde es beiden klar was passiert war. Also trat Carsten heftig in die Pedale, da es diesmal anders herum ist, nun war Ellen voraus und sie musste mal auf ihn warten. Es war schon langsam sehr spät geworden und darum hieß es flink weiter fahren zum Campingplatz.

Tags darauf ging es weiter nach Aix-en-Provence, wir wollen zunächst die Stadt und dann den örtlichen Wochenmarkt besichtigen. Auf dem Wochenmarkt treffen wir auf eine alte Dame die Lavendel verkauft und alles was damit zu tun hat, Lavendelkissen, Lavendelöl, Lavendelblüten, Lavendelseife etc. Die Dame kann sehr gut deutsch sprechen und freut sich regelrecht mit uns deutsch zu sprechen. Sie erläuterte uns für was Lavendel alles gut ist. Sie erzählt, dass sie sich jeden Tag ihre Gelenke mit Lavendelöl einreibe und dadurch hätte sie keine Schmerzen mehr. Lavendel lindert unteranderem Schmerzen, durch seine beruhigende Wirkung und es wirkt sogar bei Wunden desinfizierend. Sie verwendet das Lavendelöl im Wischwasser und auch beim Wäsche waschen. Das war wieder einer solcher schönen Begegnungen auf unserer Reise, die wir in Erinnerung behalten. Wir kaufen einwenig Lavendelblüten und ein kleines Lavendelkissen ein und an einem anderen Stand einige frische Lebensmittel. Danach machen wir uns auf Entdeckungstour durch die Stadt. Als wir so durch die Stadt schlenderten entdecken wir einen Stand wo sehr leckere Madeleins verkauft werden und einmalige Kokosmakronen. Ausgestattet mit unseren Leckereien haben wir noch ein weiteres kulturellen Höhepunkt in Aix-en-Provence vor. Wir wollten zum Atelierhaus von Czessane. Wir haben Glück, dass unmittelbar nach dem wir dort ankommen auch eine Führung statt findet. Das ganze Anwesen und sein Atelierzimmer sind noch so erhalten wie es zu seinem Tod war. Es war eine wirklich berührende Atmosphäre in seinem Zimmer. All das Durchdachte von diesem Künstler, z.B. das große Fenster das nach Norden ausgerichtet ist, dass für das immer gleichbleibende Licht sorgt, sowie die extra große Öffnung in der Wand um extra große Bilder ins Freie transportieren zu können. Und da nach seinem Tod niemand etwas verändert hat, entsteht ein Gefühl in dem man in der Zeit verrückt ist, zurück nach damals. Solch ein Erinnerungsort ist sicher sehr einmalig.
Doch wir können uns leider nicht mehr länger aufhalten wir wollen weiter fahren, eigentlich wollen wir noch 60 km fahren. Durch den einmaligen Besuch im Atelierhaus von Czessane ist es recht spät geworden. Gegen 15 Uhr kommen wir in einem kleinem Ort an einem Obst- und Gemüsestand vorbei. Das junge Mädchen am Stand versteht uns nicht gleich, dass wir sie nach Wasser fragen, doch irgendwann haben wir uns gegenseitig verstanden. Wir entdecken bei ihr am Stand kleine Wassermelonen und nehmen eine für heute Abend mit.
Später so gegen 17 Uhr und nach 51 km entdecken wir in dem sehr hübschen Ort Lourmarin einen Campingplatz und entscheiden uns dort zu bleiben. Eigentlich wollten wir noch weiterfahren, doch das hätte noch einen Anstieg bedeutet. Wir waren schon sehr müde und der Tag war schon so voll gewesen mit vielen Erlebnissen und Eindrücken, dass es für heute gut ist. Doch bevor es zum Campingplatz geht schauen wir uns in dem zauberhaften Örtchen noch um und das hat sich sehr gelohnt. So ein pittoresker kleiner Ort und wieder so eine spontane Entscheidung die sich gelohnt hat. Es sind oft die spontanen Entscheidungen auf unserer Reise, die diese Momente und Erlebnisse uns bringen. Wären wir weiter geradelt hätten wir uns um diese einmaligen Eindrücke gebracht. So erfüllt von den vielen Eindrücken geht es zum Campingplatz und dort wartet schon die nächste Überraschung auf uns. Da wir meistens kein Strom brauchen als Radreisende, haben wir für die Nacht für uns beide deutlich weniger bezahlt und somit leisten wir uns heute dafür ein kühles Bier ;-).

Am nächsten Tag ging es wieder bei Zeiten los, denn heut erwarteten uns zwei Anstiege. Zunächst sollte es auf 540 Meter hoch gehen und dann auf 1010 Meter unser Ziel ist Sault. Die Strecke auf unserem ersten Anstieg führt uns durch landwirtschaftliches Gebiet, wo vor allem Ziegen gehalten werden. Wir kommen direkt bei einem Bauernhof vorbei, bei dem wir Ziegenkäse kaufen können. Zur Zeit gibt es nur Frischkäse, da die Zeit der Ziegenkäseproduktion erst begonnen hat. Auf dem Hof hätte man auch übernachten können. Uns empfängt eine sehr elegante Dame des Hauses und präsentiert uns ihre Produkte mit vollem Stolz. Neben dem leckeren Ziegenkäse kaufen wir noch frische Tomaten bei ihr ein. Das Abendessen ist somit auch schon klar.
Und nun nach diesem ersten doch intensiven Anstieg, weil wir auch sehr steile Rampen hochfahren mussten, eröffnete sich uns ein Panorama auf die Lavendelfelder der Provence wie man es von den Bildern aus den Reiseführern kennt. Auch wenn die Felder bereits abgeerntet waren konnten wir uns sehr gut vorstellen wie es aussehen muss, wenn hier alles in violett getaucht ist. Immer wieder kommen wir durch kleine Ansiedlungen und eine ist zauberhafter als die andere. Es werden hier für den Häuserbau die vielen ockerfarbene Feldsteine benutzt, die auf den Feldern in reichlicher Menge zu finden sind. Und dazu werden die Türen und Fenster der Häuser in Pastellfarben gestrichen, meistens ein heller Blauton. Dies alles zusammen mit der Ruhe hier auf dem Land und der lasziveren Art der Franzosen, macht den so bekannten Charme der Provence aus. Kein Wunder das sich hier viele in diesen Landstrich verlieben und auch bleiben. Uns geht es auch nicht anders, wir sind beeindruckt und wollen nicht wirklich die Provence verlassen.
Als wir so über die Landstraße zwischen den vielen Feldern radeln, treffen wir auf die Lavendel Distillerie SARL Les Agnels. Wir halten sofort an, da wir mehr wissen wollen über den Lavendel und seine Verarbeitung. Und das bekommen wir auch von einer sehr lieben Dame, die sich sehr freut, dass wir aus Berlin sind, denn sie hat Freunde in Berlin und besucht diese regelmäßig, nur leider dieses Jahr geht es nicht. Sie erklärt uns alles sehr ausführlich über die Geschichte des Anbaues und die verschieden Arten von Lavendel. Dazu können wir uns noch einen sehr interessanten Film anschauen. Sie zeigt uns wie der Lavendel verarbeitet wird und das sogar das Kraut mit verwendet wird, da in diesem ebenso viele ätherische Öle enthalten ist. Der am wirksamsten Lavendel, ist der Lavendula angustifolia, das ist die Urform, deren Öl wird in der Medizin und Parfüm Herstellung verwendet.
Lavendel hat verschiedene Eigenschaften, z. B. wirkt er einschlafend, beruhigend, antibakteriell, antifungizid, leicht galletreibend. Von diesen tollen Eigenschaften wussten bereits die Ägypter und verwendeten Lavendel um ihre Toten zu balsamieren. Früher wurde auch Kindern die schlecht schliefen Lavendelzweige mit ins Bettchen gelegt, damit sie ruhig schlafen konnten. Die Dame in der Distillerie erzählt uns auch noch, das Lavendel während der Zeit der Pest eingesetzt wurde um die Pest zu bekämpfen durch seine antibakterielle Wirkung und sein Geruch vertrieb er das Ungeziefer, welches auch für die Übertragung der Pest verantwortlich war. Auf die antibakterielle Wirkung des Lavendels ist man unteranderem gekommen, da sich die Wunden bei Menschen die Lavendel ernteten und dabei geschnitten haben nicht infizierten. Lavendel wird ja auch als das Waschkraut bezeichnet (kommt vom lateinischen Wort „lavare“ = waschen). Wer noch mehr über den Lavendel und seine Verwendung, auch in der Küche, lesen möchte, hier ist eine sehr informative Seite: https://www.kraeuter-buch.de/kraeuter/Lavendel.html

Voller spannenden Input fahren wir weiter in das Städtchen Apt. Auch wenn wir nicht so viel Zeit hatten, da wir noch auf 1.010 Meter hochfahren mussten, nahmen wir uns die Zeit für dieses Städtchen und verbrachten dort unser Mittagspause.
Bei unser Weiterfahrt kommen wir immer wieder durch viele kleine hübsche Ortschaften und immer wieder gibt es „bon courage“ – Rufe von den Franzosen für uns. Wir genießen diese Freundlichkeit sehr, wir beobachten auch immer wieder einen sehr freundlichen Umgang der Franzosen mit ihren Mitmenschen, dass hinterlässt bei uns ein sehr angenehmes Gefühl. Einige Kilometer weiter begegnen wir noch anderen Radreisenden im vorbeifahren. Es wird zwar sehr spät bis wir in Sault auf dem Campingplatz ankommen, doch wir hatten ja auch wieder einen erlebnisreichen Tag gehabt.

Am nächsten Morgen schauen wir uns das hübsche Städtchen Sault an, kurze Zeit später spricht uns doch ein Franzose direkt an und fragt uns über unsere Reise aus und über unser Equipment. Vor allem interessiert ihm unser Zelt, was es wiegt und wieviel es gekostet hat. Da scheint wohl jemand ein neues Zelt zu suchen.
Wir fahren weiter, noch kurz 100 Höhenmeter überwinden und dann sind wir oben auf dem „Castellaras Belvédère“ über dem Fluss Nesque von dort aus hat man nicht nur einen tollen Blick auf den Fluss, sondern einen super Blick auf den „Monte Ventoux“, auch ein Pass der schon bei der Tour de France gefahren wurde. Dieser Pass hat es in sich, es gibt drei Möglichkeiten hinaufzufahren und alle drei sind nicht von schlechten Eltern. Als wir so da oben auf dem „Castellaras Belvédère“ stehen und von weitem zum „Monte Ventoux“ schauen gesellt sich auf einmal ein Wildschweinferkel zu uns und untersucht neugierig, sicher auch hungrig unsere Taschen. In der einen haben wir auch Wurst verstaut, die riecht das Ferkel wohl. Auf einmal kommen noch zwei weitere Ferkel dazu. Die haben so gar keine Berührungsängste und lassen sich von uns und den andern Rennradfahrern nicht stören. Wir fahren weiter, die vielen Serpentinen hinunter von 1010m bis auf 250 Höhenmeter, das macht Spaß. Carsten erlangt dabei schon mal eine Geschwindigkeit von 60 km/h…. huj. Ein toller Ausblick jagt den nächsten, wir genießen es sehr. Heute verlassen wir leider die Provence und fahren über Mazan, Carpentrus und Monteux nach Avignon dort wollen wir einen Tag bleiben.
Auf dem Weg nach Avignon werden wir die ganze Zeit von dunklen Wolken begleitet und Regen ist leider auch angekündigt. Wir haben Glück und kommen trocken auf dem Campingplatz an, wir können auch unser Zelt im Trocknen aufstellen und dann geht es los als wir Duschen sind. Wir können noch gut kochen und zu Abend essen, doch dann wird der Regen so heftig und ein schweres Gewitter kommt noch dazu mit sehr heftigen Blitzen, dass wir uns lieber bei den Duschen unterstellen und das Gewitter abwarten. Nachdem das Gewitter vorbeigezogen ist verschwanden wir wieder ins Zelt, es regnete noch die ganze Nacht.

Da es am nächsten Morgen immer noch in Avignon regnet schlafen wir einfach aus und frühstücken ausgiebig. Am frühen Nachmittag hörte es auf zu regnen und wir machten uns auf, um die Stadt zu erkunden. Wir fahren mit der Fähre in der Nähe vom Campingplatz über die Rhône und erklimmen dann die vielen Stufen hoch zum Papstpalast. Von da oben hat man einen weiten Blick über die Umgebung von Avignon, wir schlendern weiter durch die Stadt. Die Innenstadt wurde für den Autoverkehr gesperrt damit die Fußgänger mehr Abstand zu einander halten können. Mittlerweile herrscht überall in Frankreich auf den Straßen Maskenpflicht. Wir finden das ganz gut, so kann man es nie vergessen seine Maske aufzusetzen ;-). Uns gefällt Avignon sehr und wir genießen den Tag. Am Campingplatz wieder angekommen orientieren wir uns wohin unsere Weiterfahrt gehen wird. Wir wollen entlang der Rhône bis zum Mittelmeer fahren und noch ein paar Tage am Meer verbringen. Im nächsten Bericht gibt es mehr darüber zu erfahren.

Die Bilder von Nizza, den Alpes-Côte d’Azur, der Provence und Avignon gibt es hier: