Reiseberichte

13. Reisebericht: Portugal – unsere Tage in Lissabon

Aufenthalt vom 09. März bis 13. März 2020

In Lissabon angekommen konnten wir schon früher als üblich in unsere Unterkunft einchecken, was sehr angenehm war, denn mit den bepackten Fahrrädern Sightseeing in Lissabon zu unternehmen ist nicht so charmant. Zumal Lissabon auf sieben Hügeln gebaut ist, was wir in den nächsten Tagen gleich gut kennenlernen würden.

Nachdem wir frisch geduscht hatten, ging es los ein paar Dinge zu erledigen und dabei schon die ersten Eindrücke von Lissabon zu gewinnen. Wir wollten Wäsche waschen, einkaufen, zu einem Fahrradladen und einiges mehr erledigen. Im Waschsalon hatten wir keine 5,- € für den Automaten nur 4,50 € in bar, mit einer speziellen Karte des Salons kann man für 4,50 € waschen. Hatten wir aber nicht. Zwei ältere „Lisboetas“, wie die Einwohner Lissabons genannt werden, waren auch im Salon. Sie haben uns geholfen, mit Händen und Füßen haben wir ihnen unser Problem geschildert und kurzer Hand hat die Frau ihre Karte genommen und für uns bezahlt und wir haben ihr unsere 4,50 € gegeben ;-). Total nett!

Während unsere Wäsche in der Waschmaschine sauber wurde, erledigen wir weitere Dinge unser ToDo-Liste.

Auf unserem Rückweg zum Waschsalon kamen wir am Park „Jardin da Estrela“ vorbei. In dem haben wir zum ersten Mal im Leben gesehen, dass es Hortensien auch als Bäume gibt. Drei prächtige Exemplare waren dort zu bewundern. In den Gärten bei uns in Deutschland sind dies nur mittelgroße Ziersträucher.
Der Tag war wieder voller verschiedenen Eindrücke und Erlebnisse und vielem bergauf und bergab laufen auf den Straßen von Lissabon. So waren wir abends einfach nur platt und genossen zum Ausklang des ersten Tages in Lissabon Käse, Brot und unseren leckeren Wein aus der Weinkellerei. Seit dem wir in Spanien sind haben wir immer nur gute Weine getrunken und sie waren nie teuer, für maximal 3-4 € kann man hier immer einen guten Treffer landen.

Die Tage in Lissabon waren voll von vielen schönen Eindrücken und Erlebnisse, aber auch schon leider von den ersten Vorboten der kommenden Corona-Krise gezeichnet. Menschen fingen an Abstand voneinander zu halten, immer mehr trugen einen Mundschutz und an unserem letzten Abend, einem Freitag, waren kaum Menschen unterwegs um auszugehen. Die Bars und Kneipen waren sehr leer.

Doch wir haben das beste daraus gemacht und haben die Stadt erkundet, zu Fuß, mit den alten Straßenbahnen und per Bus. Unsere Unterkunft lag direkt in der Altstadt und so waren die Wege nicht weit. Am ersten Tag war unser Ziel der Flohmarkt „Feira da Ladra“ von Lissabon im Stadteil Graça, der immer Dienstag und Samstag statt findet. Wir haben die bekannte alte Straßenbahn Nr. 18 genommen. Wir sind ein paar Stationen früher ausgestiegen und weiter zu Fuß zum Flohmarkt gelaufen. Dabei kamen wir durch den Stadtteil Alfama, in dem es Fließen mit den Photos von den alten Einwohnern des Stadtteil an den Wänden zu sehen gibt. Dies ist ein Kunstprojekt einer Künstlerin aus London, die den Menschen dort ein Denkmal setzten möchte und dafür sorgen will, dass sie nicht vergessen werden. Denn auch Lissabon wandelt sich sehr und die ursprünglichen Einwohner der Stadtviertel werden immer weniger. Die abgebildeten Menschen sind für den Stadtteil prägende Personen.

Irgendwann hatten wir den Marktplatz erreicht. Der Flohmarkt ist sehr groß und vielfältig und hat eine gute Mischung von Profi- und Privatanbietern. Gut das wir mit Fahrrädern unterwegs sind, sonst hätten wir das eine oder andere Stück schon gekauft. Nach der Zeit des herumschlendern auf dem Flohmarkt haben wir ein kleine typische Gaststätte direkt am Rande des Flohmarktes entdeckt. Dort haben wir uns etwas leckeres zu Mittagessen gegönnt. Carsten hatte einen typischen Fleischeintopf mit Kichererbsen und Ellen Bacalau, das ist getrockneter Fisch, der gekocht wird mit Gemüse und Kartoffeln. Durch das Trocknen ist der Fisch sehr fest und zerfällt beim Kochen nicht. In dem Local war ein lebhaftes, geschäftiges und lustiges Treiben. Später fing dann auch noch ein Musiker vor dem Restaurant an für Unterhaltung zu sorgen und eine Rucksackreisende gesellte sich wenig später mit ihrem Instrument dazu. Das machte einfach nur Spaß. Anschließend bekam der Musiker ein Essen vom Wirt ausgegeben. Der Wirt war sowie so sehr spendabel, er gab jedem Gast mindestens einen selbst gemachten Portwein aus und auch wir bekamen da von reichlich ab. So gut angetrunken ging es dann weiter auf Stadtbesichtigung.
Da die Straßen in Lissabon sehr steil hoch gehen können gibt es verschiedene Möglichkeiten diese zu überwinden, entweder viele Treppen, die bekannten Fahrstühle die wie Straßenbahnen aussehen, aber auch einfach mal eine Outdoor-Rolltreppe. Wir haben uns noch auf dem Weg zu einer sehr schönen Aussichtsplattform gemacht dem „Elevador de Santa Justa“. Das ist ein sehr alter Fahrstuhl mit dem man auf eine Plattform hochfahren kann. Die Schlange davor war lang und der Eintritt kostet pro Nase 5,60 €. Das war uns zu viel. Aber es gibt einen Hintereingang dafür muss man ein paar Treppen hoch steigen und ein bisschen laufen und zahlt dann nur 1,50 €/ Nase und hat den gleichen Ausblick ;-). Und der Ausblick hat sich wirklich gelohnt!
Und so sind wir dann durch die Altstadt am Wasser entlang zurück zu unser Unterkunft geschlendert.

Am nächsten Tag ging es in die andere Richtung zum Stadtviertel Belém. Wir wollten die LX-Factory besichtigen. Es handelt sich bei dem Gelände um ein 23.000 qm große Industriefläche aus dem 18. Jahrhundert. Sehr lange lag die Fläche brach, bis im Jahre 2008 dort eine Ministadt für Kreative entstand. Es gibt dort viele Galerien, Designer die Ihre Kreationen in eigenen Läden anbieten, Restaurants, Cafés und ein besonders schöner Buchladen, sowie viele Büros für viele verschieden kreative Menschen. Es herrscht eine schöne lockere und inspirierende Atmosphäre auf dem Gelände und überall kann man noch die ehemalige Fabrik erkennen. Ursprünglich war es eine Textilfabrik und später hatte dort eine Druckerei ihren Sitz. Die Druckpressen kann man noch in dem heutigen riesigen Buchladen sehen. So viele Bücher, doch leider alle nur in portugiesisch :-(.
Nach diesem Besuch wollten wir weiter nach Belém, dort gibt es das berühmte „Mosteiro dos Jerónimos“, das Kloster gilt als das bedeutendste erhaltende Bauwerk manuelinischen Stils. Natürlich wollten wir auch das Café „Fábrica Pastéis de Belém“ aufsuchen. Das Café ist die Heimstätte der köstlichen Pastel de Belém. (Dabei handelt es sich um ein Puddingtörtchen, das auch als Pastel de Nata bekannt ist.) Dies sind verdammt leckeren Törtchen. Kein Besuch in Belém kommt ohne einen Abstecher in dieses laute und etwas chaotische Café aus. Der Weg dorthin ist sehr schön direkt am Wasser entlang. Man kommt auch am Denkmal der Entdecker vorbei, dass „Padrão dos Descobrimentos“, das für den großen portugiesischen Seefahrer „Heinrich“ errichtet wurde. Ebenso kommt man am MAAT: Museu de Arte, Arquitetura e Tecnologia vorbei, der Bau selber ist einfach imposant.

Als wir am Mosteiro dos Jerónimos ankamen, hatte das Kloster nur noch 2 Stunden bis 17 Uhr geöffnet und eine lange Schlange stand davor. Also haben wir das erstmal sein gelassen und sind Törtchen essen gegangen. Und die waren wirklich lecker. Einmalig! Ganz leicht warm und mit Zimt und Puderzucker. Einfach ein Gedicht :-)!!!

So, nun waren wir ja schon einmal im Stadtteil Belém und hatten auch noch viel Zeit, also erkundeten wir diesen Stadtteil noch ausgiebiger. Wir machten uns auf dem Weg zum Pateo Alfacinha. Dieser Gebäudekomplex wurde 1981 von Vitor Seijo gegründet. Hier verwirklichte er seinen Traum ein Páteo, eine typische portugiesische Wohnanlage, in der das Wohnen und Arbeiten vereint wird. Es entstanden verschiedene Räume: Kapelle, Friseurladen, Taverne, Bäckerei, Kneipe, Antiquariat und Wohnhäuser. Der Páteo Alfacinha ist nach wie vor ein facettenreicher Ort, in dem heute Restaurants, Veranstaltungsräume, Büros und kleine Geschäfte angesiedelt sind. Als wir dort waren lag alles noch im Winterschlaf, die eigentliche Saison beginnt erst Mitte/Ende März. So konnten wir aber in Ruhe herumschlendern.

Am nächsten Tag versuchten wir gleich morgens nochmal das Kloster Mosteiro dos Jerónimos zu besuchen. Zum Glück mussten wir nicht all zu lange anstehen. Die Klosteranlage ist wirklich sehr schön, ein Besuch sollte auf jeden Lissabon Trip mit eingeplant sein. Im Anschluss wollten wir noch in die dazugehörige Kirche. Das hieß dann aber nochmal sich anstellen und das in der Mittagssonne. Danach waren wir einfach nur platt, so das wir eine Pause in unsere Unterkunft einlegten, um dann später nochmal los zu ziehen.

Von den Tagen in der Stadt waren wir sehr erschöpft gewesen und wir merkten, dass es uns am besten geht, wenn wir auf den Rädern sitzen und durch schöne Landschaften gleiten. Wir waren am nächsten Morgen sehr müde und entschieden uns einfach noch einen Tag zu bleiben um uns ein bisschen vom Sightseeing zu erholen. Das taten wir mit einem schönen Frühstück und am Nachmittag mit einem kleinen Spaziergang abseits von den ganzen Touristenpfaden. Langsam merkte man immer mehr von Corona und so waren die Bars abends sehr leer und auch für einen Freitagabend in einer pulsierenden Stadt war sehr wenig los. Wir ließen unseren letzten Abend in Lissabon in einer sehr auffällig eingerichteten Bar, bei guter Live-Musik vom Inhaber ausklingen.

Am nächsten Tag waren wir wieder fit, um endlich weiter zu radeln. Nur Carsten’s Hand machte ihm noch sehr zu schaffen. Er hatte noch ziemliche Schmerzen von dem Sturz. Doch wir fuhren trotzdem los. Wir wollten es versuchen. Von Lissabon aus sollte es entlang der Küste weiter Richtung Norden gehen und dann wollten wir östlich Richtung Landesinnere fahren und später in die Berge Richtung Torre, der höchste Berg in Portugal. Doch Carsten fühlte sich mit seiner Hand nicht wirklich gut, so das wir uns entschlossen nach einem Krankenhaus Ausschau zu halten. In Cascais, ca. 30 Km von Lissabon entfernt, fanden wir eins. In der dortigen Notaufnahme war nichts los und Carstens Hand wurde auch gleich geröntgt. Da man vermutete, dass durch den Sturz vielleicht die kleinen Handknochen etwas abbekommen haben könnten wurde noch ein zweites Mal geröntgt. Es stellte sich heraus, dass dem nicht so sei. Doch durch den Sturz waren die kleinen Knochen einmal alle kräftig zusammen gestaucht worden und das sollte nun mit Hilfe einer Schiene auskuriert werden und die Empfehlung der Ärztin war 8-10 Tage nicht Fahrrad zu fahren. Das war ja nun von uns jetzt nicht so geplant gewesen und enttäuschte uns schon sehr, weil wir ja erst eine längere Pause gemacht hatten. Aber es half ja nichts. Also suchten wir uns noch im Krankenhaus eine Unterkunft in einem Guest-House in Cascais. Eigentlich wollten wir auf den nächsten Campingplatz fahren, aber das war mit der schmerzenden Hand einfach zu weit weg und auch für die Versorgung mit Lebensmitteln lag der Campingplatz nicht so günstig.

Hier geht es zu den Bildern von Lissabon: