Reiseberichte

25. Reisebericht: unsere Tage in Paris

Reise-Tour vom 18. September bis 23. September 2020

Wir kommen am Bahnhof Montparnasse in Paris an. Das erste was wir in Paris sehen nach dem in einem Zickzack Lauf den Ausgang vom Bahnhof gefunden haben ist der Eifelturm. Das ist eine schöne Begrüßung. Nun heißt es mit den Fahrrädern einmal quer durch Paris fahren, zur unserer Unterkunft. Die Anordnung der Straßen erinnert uns an Berlin nur viel viel größer. Corona hat Paris auch Popup-Radwege gebracht, doch leider liegen nicht so viele auf unseren Weg zur Unterkunft. Wir schlängeln uns durch den Verkehr, es ist immer wieder eine Herausforderung mit vollgepackten Fahrrädern durch eine Großstadt zu fahren und auch hier in Paris, es gibt zu wenig Fahrradwege und die Autofahrer drängeln wie so üblich in großen Städten. Doch wir wissen langsam damit besser umzugehen. Wir kommen gut an und kaufen unterwegs, wie immer, ein paar Leckereien für die Ankunft ein. Auch hier in Paris gibt es überall viele kleine Lebensmittelgeschäfte, Bäcker, Metzger, Obst- und Gemüsehändler, Tante Emma Läden, Käsefachgeschäfte und viele mehr.

Unsere Wohnung ist eine typische kleine Wohnung für Paris, in einem schönem Altbau. Sie liegt in einem sehr lebendigen Bezik dem 17. Arrondissement, zu dem gehört auch der Triumphbogen, von hier aus können wir alles gut zu Fuß erreichen. 

Wir haben bei unser Ankunft in unserer Unterkunft ein Plakat mit dem Hinweis auf ein Straßenfest gesehen, als wir abends noch mal los ziehen ist es gerade in vollem Gange. Es ist ein Nachbarschaftsfest. Viele der Geschäfte haben Lebensmittel und Getränke gespendet und auch wir sind eingeladen mit zu Essen und zu Trinken, gegen eine freiwillige Spende. Es spielt noch eine Band und die Menschen tanzen auf der Straße, doch alles auf Grund der diesjährigen Herausforderung (Corona) verhaltener als es wohl sonst so sein würde. Es ist ein schöner Abschluss für unseren ersten Tag in Paris.

Und wie startet man den ersten Morgen in Paris, natürlich ganz typisch mit Baguette und Croissants, dass kaufen wir beim nächsten Bäcker 😉 um die Ecke und man soll es nicht glauben auch in Frankreich gibt es dunkles Brot, doch Baguette ist und bleibt das Brot für Frankreich. In unserer Nachbarschaft hat es eine typische Markthalle, dahin geht unser erster Weg nach unserem Frühstück. Wir sind beeindruckt von der Frische und Qualität, die die Produzenten anbieten und können uns gar nicht satt sehen. Wir kaufen viele frische Leckereien ein für unsere Tage in Paris ein.
Nach unserer Shopping-Tour laufen wir zur berühmten Champs-Elysees und zum Triumphbogen. Am nächsten Tag soll dort ja die Zieleinfahrt der Tour de France stattfinden. Wir laufen ca. 40 Minuten bis dorthin, die Wege zu einem Ziel in Paris sind manchmal weit, sowie in Berlin. Unterwegs gibt es viel für uns zu sehen und zu entdecken. Uns fällt auf, dass auf all den alten Häusern in Paris eine Unmenge Schornsteine sind, das hat sicher damit zu tun, dass jede dieser alten Wohnungen einen Kamin von früher haben. Auch gibt es manchmal seltsame Verlängerungen der Schornsteine, damit wohl der Rauch nicht anderen direkt ins Fenster weht ;-). Es ist schon alles sehr prächtig und groß in Paris.
Für das morgige Großereignis sind schon Absperrung aufgebaut worden. Bis zu letzt war es nicht sicher, ob die Zieleinfahrt mit Publikum stattfinden kann, da in Frankreich die Infektionszahlen wieder stark steigen. Deshalb sind auch nur 5.000 Zuschauer an der Strecke im Zielbereich zu gelassen.
Wir schlendern weiter die Champs-Elysees entlang und sehen auch schon wie die Tribünen für die geladenen Gäste aufgebaut werden. Als wir genug vom Schauen auf der Prachtstraße haben steuern wir das Ufer der Seine an. Am Ufer gibt es viele kleine Bistros, Cafes und Bars und wir haben langsam Hunger. Wir gönnen uns Crêpes und Kaffee und genießen das Treiben an der Seine, doch leider können wir nicht lange verweilen, da es leider zu regnen anfängt. Wir beschließen uns auf den Heimweg zu machen, das bedeutet jedoch noch eine Stunde zu Fuß und mit vielen Kuckpausen auch länger ;-). Unterwegs erwischt uns noch ein heftiger Regenschauer so das wir uns unterstellen müssen. Nach 20 min. hört es endlich auf zu regnen und so können wir trocken weiter nach Hause schlendern und das Treiben auf den Straßen und die vielen Eindrücke die wir bekommen genießen.

Heute am 20. September 2020 ist die finale Einfahrt der Tour de France Rennfahrer. Wir sind bei Zeiten am Triumphbogen, da es ja nur eine beschränkte Zuschaueranzahl geben soll. Aber die Zahl bezieht sich wie wir bald merken nicht nur auf die Zuschauer des Finales, sondern auf alle Menschen, die an diesem Tag auf der Champs-Elysees und um den Triumphbogen sich aufhalten dürfen und da die Geschäfte geöffnet haben, zählen auch die Menschen dazu, die nur shoppen gehen wollen. Das führt dazu, dass es nicht so viele Menschen sind, die sich wirklich nur für das Rennen intressieren. Darunter leidet leider die Atmosphäre, was wohl enttäuschender für die Rennfahrer ist, verglichen mit den Jahren zuvor. Doch auf der anderen Seite überwiegt die Freude darüber, dass dieses französische Nationalereignis in diesem Jahr überhaupt hat stattfinden können. So genießen wir es auch dabei sein zu dürfen und schwelgen in Erinnerung an unserer Tour in den Pyrenäen auf den Spuren der Tour de France. In der Abendstimmung kommen die Fahrer an, bei Sonnenuntergang ist es ein einmaliges Erlebnis trotz der widrigen Umstände. Da ja dieses Jahr ein Slowene die Tour gewinnt sind sehr viele Fans aus Slowenien da und die machen richtig Stimmung und freuen sich unendlich. Auch wie jedes Jahr fliegen die Militärflugzeuge über den Triumphbogen bis zum Ende der Champs-Elysees und sprühen dabei die Farben der französischen Flagge an den Himmel, alles so wie es sein soll.
Es ist spät geworden als wir nach Hause aufbrechen, doch wir sind voller Freude über dieses einmalige Erlebnis auf unser Reise, einmal dabei gewesen zu sein, wie schön.

Wir haben noch zwei Tage in Paris bevor wir unsere Rückreise mit dem Zug nach Berlin antreten werden. Wir erkunden Paris noch auf unsere Art. Es wurde in Paris eine alte Bahnstrecke und Hochbahnstrecke stillgelegt und zu Naherholungsgebieten umgewandelt, dass interessiert uns, also machen wir uns auf diese zu erkunden.

Die ehemalige Hochbahnstrecke ist die „Promenade plantée“ diese ist eine ehemalige Eisenbahnstrecke, die Paris bis 1965 mit ihren südöstlichen Vororten verbunden hat. Ende der 1980er Jahre begann die Verwandlung in die erste öffentliche Grünfläche dieser Art. Ihre Einzigartigkeit zeigt sich darin, dass sie 2009 zum Vorbild für den High Line Park in New York wurde. Die Promenade erstreckt sich über 4,7 Kilometern von der Bastille bis fast nach Bois de Vincennes und es ist eine zauberhafte, idyllische Zuflucht im 12. Arrondissement (Bezirk). Der Beginn der Promenade ist hinter der Opera Bastille an der Avenue Daumesnil, über Treppen gelangt man auf die Viaduc des Arts. Oben auf der Treppe eröffnet sich das grüne Geheimnis von Paris, die Promenade plantée, geschmückt von Landschaftsarchitekten mit Liebe zur gepflegter Unordnung. Fast die Hälfte der Wegstrecke verläuft über den Viaduc des Arts, der so heißt weil in seinen Arkarden eine ganze Reihe von Werkstätten und Galerien von Künstler und Handwerker ansässig sind und dort ihre Dienste und ihre Schätze anbieten, von liebevoll restaurierten Möbeln bis hin zur nostalgischen Lampe. Wir haben uns zu erst unten all die Künstler und ihre Werke angesehen und sind dann nach oben gestiegen und dann einmal die Promenade entlang gelaufen. Oben ist es eine Idylle aus Grün mit vielen Möglichkeiten zum Verweilen und überall kann man noch die Reste der ehemaligen Bahnstrecke erkennen. Alte Schienen lassen sich im Grün ausmachen und ein alter Eisenbahnwagen steht noch da. Hier oben kann man schnell vergessen, dass man in eine Millionenstadt ist. Von dem Stadtlärm bekommt man hier nichts mit, man ist wie aus der Zeit verrückt. Wir haben diese Erholung sehr genossen. 

Wir schlendern weiter durch Paris und sind von Paris sehr angetan. Überall gibt es Interessante alternative Projekte neben dem mondänen und schicken Paris.

Wir lassen es uns auch nicht nehmen und statten Notre Dame einen Besuch ab, obwohl man die Kirche nicht besuchen kann, weil es dort ja gebrannt hat. Wir sind schockiert von dem Ausmaß der Zerstörung und können nach empfinden was für ein Schock dieses Ereignis für die Pariser gewesen sein muss. Und immer wieder landen wir an der Seine, es ist der gleiche Anziehungspunkt wie die Spree in Berlin. Viele Menschen genießen es bei sommerlichen Wetter am Ufer zu sitzen, dass Treiben zu beobachten oder einfach einen Café zu trinken. Wir machen einfach mal das Gleiche. 🙂

An unserem letzten Tag in Paris steht selbstverständlich auch noch Monmatre auf unserem Programm. Wir sind auch von diesem Stadtteil sehr angetan. Selbstverständlich besuchen wir Sacre Coure, doch wir sind sehr verstört von dem Kommerz der dort herrscht und der mit dem Seelenheil der Menschen gemacht wird. Die Preise dort um eine Kerze in der Kirche anzuzünden übertreffen alles was wir bisher gesehen haben. Diese Abzocke wird nicht durch die Einmaligkeit des Gebäudes entschuldigt, es ist sehr befremdlich. Wir genießen noch den prächtigen Ausblick über Paris bevor wir weiter schlendern. Dabei kommen wir unterwegs zufällig an einer öffentlichen Theaterprobe vorbei. Die Inszenierung hat als Kulisse ein Gasthaus in dem und um dem herum sich die Handlung abspielt. Leider können wir nicht erkennen um welches Stück es sich handelt, jedoch ist es ganz eindeutig eine Liebesgeschichte. Auch wenn wir nichts verstehen können verweilen wir, weil das bildliche Wort viel sagt. Es sind alles junge Schauspieler wahrscheinlich noch Studenten, alle sehr begabt. Das ist auch Paris, das gefällt uns sehr.

Wir statten der alten Bahnstrecke „Petite Ceinture“, die zweite stillgelegte Bahnstrecke, noch einen Besuch ab. Hier gibt es direkt auf den ehemaligen Gleisen mehrere kulinarisch und kulturelle Einrichtungen. Die Petite Ceinture ist eine ehemalige Bahnstrecke, die im 19. Jahrhundert erbaut wurde und bis 1934 (für den Personenverkehr) bzw. 1979 (für den Güterverkehr) genutzt wurde. Die Eisenbahnlinie ist insgesamt 36 km lang und umrundet ganz Paris. Der frei zugängliche Teil der Strecke, der sich im 15. Arrondissement im Süden der Stadt befindet, wurde 1867 eröffnet und diente damals u.a. dazu, die Auto Fabrik von Citroën, die Metro-Werkstatt Vaugirard und die Vaugirard-Schlachthöfe zu verbinden. Der Zugbetrieb wurde 1979 eingestellt. Seitdem war die stillgelegte Bahnstrecke ungenutzt. Obwohl die Petite Ceinture an vielen Stellen der Stadt sichtbar ist, war der Zutritt zu den Schienen bis vor kurzem verboten. Wie in vielen Großstädten wurde jedoch auch in Paris in den letzten Jahren viele alte Gebäude saniert und für die Stadtgemeinschaft umfunktioniert. Im Rahmen dieser Instandsetzungsmaßnahmen hat die Stadt Paris auch einen Teil (1,3 km) der ehemaligen Trasse für Touristen und Anwohner zugänglich gemacht. Bei einem kulinarischen Punkt auf der Strecke der „La Recyclerie“ legen wir ein Päuschen ein. Der Name ist Programm, denn hier steht Nachhaltigkeit im Vordergrund. die Recyclerie ist nicht nur ein Café-Restaurant, sondern auch ein Reparatur-Atelier, eine Recycling-Kooperative, ein Veranstaltungsort und eine urbane Farm. Immer wieder gibt es verschiede Workshops zum Thema Recycling. Wir genießen in der Abendstimmung einen Drink und sehr schweren Herzens verabschieden wir uns von Paris, denn nun ist auch unsere unvergessliches Fahrradreise beendet. Ein Jahr voller unvergesslicher Erlebnisse, Herausforderungen, Abenteuer, leckerem Essen und immer wieder neue herzliche Bekanntschaften. Wir kehren mit gemischten Gefühlen nach Hause. Wir freuen uns auf unsere Heimat und vermissen jetzt schon das Reisen und das damit verbundene Freiheitsgefühl. Es ist schön nicht mehr jeden Tag unser Zelt auf-und abzubauen und alles ein-und auszupacken, doch wird uns das unbekannte Abenteuer fehlen, dass wir jeden Tag aufs neue erlebt haben. Es ist, wie es ist. Aber es wird, was man daraus macht. 🙂 Trotz der Corona-Zeit konnten wir noch viel reisen und erleben, dafür sind wir sehr dankbar. Aber es ist auch klar die Reise geht weiter, unsere Reise-Liste ist noch lang. Vor allem werden wir die Tour über den Balkan nachholen, die wir durch das Coronavirus nicht machen konnten, das ist versprochen.

Wir packen unsere Fahrradtaschen noch voll mit französische Leckereien, wie Käse, Wein und Olivenöl und aus der Provence haben wir ja schon das Lavendelöl und die Kräuter der Provence.

Und hier findet ihr unsere Eindrücke von Paris:

Nun nach 351 Tagen voller Abenteuer und unvergessliche Erlebnisse kommen wir zurück nach Berlin (zu Hause).


Die Heimreise verläuft unproblematisch. In Straßburg haben wir zwei Stunden Aufenthalt, diese Stunden nutzen wir und schauen uns noch kurz die Altstadt an (in den Dom kann man nur mit langer Wartezeit hinein, das passt uns zeitlich leider nicht). Wir schlendern noch ein wenig durch die Altstadt und für die Heimfahrt versorgen wir unsere hungrigen Mägen mit marokkanischen Köstlichkeiten, die wir zufällig in einem Marokkanischen-Feinkostladen entdeckt haben. Nach 13 Stunden Zugfahrt kommen wir nachts in Berlin an, die letzten Meter radeln wir natürlich nach Hause. Als wir unsere Wohnung betreten sind wir überrascht von der Größe, so groß haben wir sie nicht mehr in Erinnerung, nach einem Jahr überwiegend im Zelt, ist sie für uns gefühlt soo riesig ;-). Doch es ist unsere Heimat und das tut einfach nur gut. Die erste Nacht wieder in unserem Bett schlafen, wie himmlisch. 

Wir haben niemanden gesagt, wann wir genau zurückkommen. In den Pyrenäen haben wir für uns einen Entschluss gefasst. Da die Pyrenäen ein absolutes Highlight war, das nicht mehr übertroffen werden kann, haben wir uns entschlossen nicht mehr mit dem Fahrrad bis zur deutschen Grenze zu radeln, sondern direkt von Paris mit dem Zug nach Hause zufahren. So ist es nun eine große Überraschung für unsere Familien und Freunde, als wir uns am Morgen nach unserer Ankunft bei Ihnen aus Berlin melden.