20. Reisebericht: Italien – Reise durch die Toskana
Bereist vom 22. Juli bis 11. August 2020
Bevor wir die Toskana erreichen haben wir noch das Apenninengebirge zu überqueren es geht hoch bis auf 1.000 Meter. Der Apennin ist ein rund 1500 km langer Gebirgszug in Italien und San Marino. Dort oben ist es angenehm kühl, im Vergleich der Hitze im Tal. Oben treffen wir drei alte Italiener, die sehr lustig und neugierig auf uns sind. Sie wollen alles von unser Reise wissen, wie lange wir schon unterwegs sind, wie viele Kilometer wir schon gefahren sind, wie viele Kilometer wir am Tag fahren und so weiter. Mit Händen und Füßen beantworten wir ihnen ihre Fragen und wir alle haben dabei viel zu Lachen. Auf dem Land und in den Bergen ist es oft so, dass die Menschen viel offner und neugieriger sind, wenn sie auf Reisende treffen. Wir setzen unsere Fahrt fort und sausen den Berg wieder hinunter nach Prato. Unten im Tal erwischt uns die italienische Hitze mit voller Wucht. Der Apenninen-Gebirgszug ist eine Wetterschneide in Italien. Wir haben gut zu tun und kommen ziemlich erschöpft in Prato an und halten nach einer erfrischenden Dusche eine ausgiebige Siesta. Ab nun wird es richtig heiß für uns in Italien. Wir haben heute die regionale Grenze von der Emilia Romana zur Toskana überquert. In der Toskana werden wir lange bleiben. Wir wollen eine große Toskana-Rundtour fahren, bis hinein in die südliche Toskana, dann Richtung Westen und wieder Richtung Norden bis nach Pisa.
Am unserem nächsten Tag sind es nur noch 30 km bis Florenz. Wir starten bei Zeiten, diesmal haben wir wieder Luxus gebucht, wie in Venedig gibt es einen Campingplatz mit festen Unterkünften. Wir sind sehr früh am Campingplatz angekommen, vor der offiziellen Eincheck-Zeit. Doch wir haben Glück und dürfen schon einziehen. Wir haben uns sehr gefreut und richten uns in unserer Unterkunft gleich mal häuslich ein, da wir ja ein paar Tage bleiben wollen. Am Nachmittag machen wir uns auf die erste Erkundungstour durch Florenz und streifen durch die Straßen und Gassen und genießen unser obligatorisches Eis, dass leckere italienische Gelato. Wir bleiben vier Nächte in Florenz, so haben wir Zeit für die Stadt, Carsten kann unsere Fahrräder warten und wir schreiben weiter an unserem Reise-Blog.
Da es am ersten Tag nachmittags in Florenz regnet, besichtigen wir während der Regenzeit die weltbekannten Uffizien. Doch zunächst müssen wir dafür anstehen, die Schlange am Eingang ist lang. Um uns die Wartezeit zu verkürzen und da auch unser Magen knurrt besorgt Ellen uns belegte Paninis, dass eine mit Antipasti und das andere mit Sardinien und eine spezielle leckere Soße darauf. So gestärkt können wir die Uffizien in aller Ruhe genießen. Es ist sehr voll im Museum doch alle halten sich an den Mund-und Nasenschutz und bei wem die Maske verrutscht ist, der wird darauf hingewiesen, dass er Bitte den Mund und die Nase bedecken soll. Nach der Besichtigung der Uffizien laufen wir zum Piazzale Michelangelo und genießen den herrlichen Ausblick über Florenz. Unterwegs entdecken wir viele Graffiti’s vom Künstler Blub und andere lustige Bildchen. An unserem zweiten Tag in Florenz ist Markttag in Florenz. Wir kaufen viele frische Lebensmittel ein und genießen als Mittagssnack eine köstliche Pizza.
Wir wollten ja gerne in die bekannte Kathedrale Santa Maria del Fiore, aber leider werden wir nicht in die Kathedrale kommen können, da man sich online registrieren soll, doch das funktioniert nicht und irgendwie nach Karten anstellen ist uns zu anstrengend. Trotz dieser kleinen Enttäuschung haben wir Florenz sehr genossen und haben vieles in Florenz entdecken dürfen; z. B. an unserem letzten Abend, in der Nähe von unserem Campingplatz am Fluss Arno, die alternative Pizzaria. Man kann dort wunderbar draußen sitzen und dabei gibt es on top noch Live Musik. Wir genießen dort die Abendstimmung und lassen die letzen Stunden in Florenz mit einer leckeren Pizza und Wein ausklingen. Florenz beeindruckt uns schon sehr und so reisen wir schweren Herzens nach 3,5 Tagen weiter ins Chianti Gebiet zu dem weltbekannten Wein.
Hier findet Ihr unsere Eindrücke aus Florenz im Bild festgehalten:
Unsere erste Tagesetappe auf den Weg in die südliche Toskana hat es in sich. Wir legen 1.140 Höhenmeter zurück. Unterwegs fahren wir durch die weltbekannte Landschaft der Toskana, überall sehen wir Weinberge und Getreidefelder und die typischen Zypressenalleen. Was wir auch noch überall sehen ist der „Gallo Nero“, der schwarze Chianti-Gockel. Dazu gibt es eine Legende, hier könnt Ihr sie nachlesen: http://www.legachianti-zurigo.ch/legende
Vor Castelliana di Chianti nutzen wir die Gelegenheit auf einem Friedhof im Schatten eine Pause einzulegen und uns am Wasserbrunnen zu erfrischen. Was für eine Wohltat bei 43 Grad in der Sonne und immer wieder dabei über die toskanische Berge zu radeln. Nach 58 km kommen wir gut erschöpft in der Nähe von Monteriggioni auf einem Campingplatz mit einem Swimming-Pool an. Die Erfrischung im Pool und unser versprochenes Freigetränk vom Campingplatzinhaber genießen wir in vollen Zügen und lassen es uns gut gehen. So schön kann das Leben sein. Hier in der Toskana sind die Campingplätze sehr leer, sicher zurück zu führend auf die Corona-Zeit. Wir genießen das sehr, es ist kaum vorstellbar wie voll es sonst so wäre. Doch auch das werden wir noch in Italien erleben.
Am nächsten Tag sind es nur noch 15 km bis Siena zu fahren und das tut gut bei der Hitze. Zumal es wieder auf und ab geht. Am späten Nachmittag besichtigen wir Siena, es ist so himmlisch, wir sind einfach nur fasziniert von dieser Stadt. Das Beste ist immer sich durch eine Stadt treiben zu lassen ohne festes Ziel, dabei erlebt man am meisten und auch einige Überraschung. Auf dem großen Platz Piazza del Campo von Siena treffen sich die Menschen in kleinen Gruppen. Gerade spielt ein Obonist Opernarien und spontan beginnt eine junge Frau dazu zu singen, sie muss eine Opernsängerin sein. Man bekommt beim Zuhören einfach nur Gänsehaut. Das sind so Momente, bei denen man mal nicht das Handy zückt und filmt sondern einfach nur lauscht und genießt. Mit einem Lächeln im Gesicht schlendern wir weiter durch die Stadt und spielen mit dem Gedanken noch eine Nacht länger zu bleiben, aber wir wollen auch weiter durch die Toskana radeln. Also fassen wir den Vorsatz Siena kommt auf unsere Liste der Städte, die wir nochmal besuchen werden.
Am nächsten Tag starten wir wieder bei Zeiten, denn wir haben eine große Tour vor uns und es wird wieder verdammt heiß. Wir wollen heute bis Arezzo fahren, das ist eine Etappe von 83 km dabei geht es 1.139 Höhenmeter hoch und 1.177 Höhenmeter runter, also viel auf und ab. Bevor wir starten kaufen wir noch in einem Agrarinstitut mit eignem Weinberg, Chianti Wein und frische Tomaten ein. Die heutige Tour hat es wirklich in sich und Ellen stürzt auch noch auf einem Schotterweg, und dass wieder bergab. Zum Glück, außer ein paar Schürfwunden ist nichts schlimmeres passiert. Erschöpft und doch glücklich kommen wir abends in dem wunderschönen Städtchen Arezzo an. Diesmal haben wir eine kleine Wohnung gemietet und unsere Unterkunft ist auch sehr schön. Wir werden es genießen. Die Wohnung liegt direkt im Zentrum der schönen Stadt. Trotz Stadtlärm können wir gut schlafen, wir sind wahrscheinlich einfach erschöpft genug. Am nächsten Tag erkunden wir das hübsche Städtchen Arezzo. Die Stadt ist unteranderem auch für seine vielen Antik-Händler bekannt, es gibt hier auch sehr große Flohmärkte, ob die nun dieses Jahr stattfanden konnten wir nicht herausfinden, zu unser Zeit jedenfalls nicht. Beim Herumschlendern durch die Straßen treffen wir auf einen anderen Radreisenden, er kommt aus Genua und war die letzten Tage in den Bergen unterwegs dort war es schön angenehm kühl gewesen, erzählte er uns. Es ist zwar anstrengend die Berge rauf zu fahren, aber immer noch besser als diese Hitze im Tal. Wir tauschen uns über das Radreisen einwenig aus. Da es wieder sehr heiß geworden ist halten wir uns am Nachmittag in unserer schönen Wohnung auf, die übliche Siesta und gehen abends noch mal los. Dabei entdecken wir, dass gerade ein 3 km Lauf stattfindet. Ganz praktisch am Abend zu laufen, an die Temperaturen angepasst. Es macht Spass den Läufern zu zuschauen und an zu feuern.
Am nächsten Tag starten wir früh um 8 Uhr, das ist einfach das Beste bei der Hitze, so können wir viele Kilometer bereits Vormittags fahren, wenn es noch nicht ganz so heiß ist. Heute kommen wir durch den bekannten Weinort Montepulciano, der Ort besitzt eine schöne Architektur und viele herrliche Ausblicke über die Landschaft der Toskana und ist von vielen Weinbergen umgeben, aber leider wird der Ort nur für Touristen bespielt. Überall kann man Wein verkosten und kaufen, nach dem ersten Schluck wird einem auch gleich gesagt, dass es möglich ist den gekauften Wein überall auf der Welt hin zu senden. Leider gibt es in dem Ort kein „normales Leben“ mehr, sehr schade. Carsten nutz die Gelegenheit und besichtigt einen der vielen Weinkeller, die der Ort hat.
Als unser heutiges Tagesziel steuern wir einen Agriturismo-Campingplatz an. Das sind Bauernhöfe, die auch Übernachtungsmöglichkeiten anbieten. Vorab haben wir telefonisch die Info erhalten, dass es keinen Zeltplatz mehr für uns im Schatten gibt. Puhhh, dass wird ja was, aber man weiß ja nicht was bis abends noch so passiert. Es ist nicht der einzige Agricampingplatz den es auf unsere heutige Strecke gibt und so landen wir nach einer anstrengenden und staubigen Tagestour auf einem anderen Platz. Dort gibt es nämlich noch ein Plätzchen für uns im Schatten und eine kostenlose Weinführung vom Bauern. Er baut Wein und Oliven an und diese Produkte kann man direkt bei ihm erwerben. Neben der Landwirtschaft vermietet er Zimmer und bietet Campingplätze an. Sogar ein Pool und Restaurant gibt es. Das Restaurant ist leider wegen Corona geschlossen.
Leider ist es zum Abend hin sehr windig geworden und wir haben ziemliche Probleme das Zelt aufzustellen, doch irgendwann ist es uns geglückt und wir können etwas leckeres kochen. Bei einem einmaligen Sonnenuntergang lassen wir den Abend ausklingen und genießen unseren extra kühl bestellten Rosewein, den wir bei der kleinen Weinführung gekauft haben. Der Sonnenuntergang ist ein einmaliges Spektakel!
Hier findet Ihr unsere Eindrücke im Bild festgehalten:
Am nächsten Tag ist unser Ziel das Städtchen Castello dell Piano. Das Städtchen liegt zwar nur 59 km entfernt, jedoch haben wir auch 1.217 Höhenmeter zurückzulegen und einiges gibt es auf der heutigen Strecke interessantes zu besichtigen. Unser erster Haltestop ist das wirklich hübsche Örtchen Pienza, gelegen zwischen den Städten Montepulciano und Montalcino. Wie viele Orte in der Toskana ist es auch ein Weinort, sowie die mittelalterliche Hügelstadt Montepulciano, wo wir vor ein paar Tagen waren. In Pienza war aber wesentlich mehr Leben von Einheimischen und ist kein typischer Touristenort, wir genießen auf der Piazza ein Panini und Café, bevor wir weiter radeln. Am Nachmittag besuchen wir noch das Städtchen Campiglia d’Orcia, was auf unsere Strecke liegt. Der Besuch hat sich auch gelohnt, der Ort ist ebenso einfach nur zauberhaft. Doch leider liegen diese Städtchen und Örtchen immer am oder auf einem Hügel, aber meistens auf einem Hügel. Die Anfahrt zu den Orten ist immer mit einer langen Steigung versehen und im Ort sind viele Straßen und Gassen auch mit kleinen Steigungen angelegt. Dadurch ist eine Stadtbesichtigung mit den Fahrrädern schon mal ein bisschen mühselig. Doch es lohnt sich immer! Und überall finden sich Brunnen oder Wasserfontänen, dort holen wir uns immer frisches Wasser und kühlen uns ab.
Voller Eindrücke und erfrischt treten wir nun wieder in die Pedale, um unser Tagesziel zu erreichen. Als wir das Städtchen Castello del Piano unser heutiges Ziel erreicht haben ist unser erstes Ziel die Gelateria, wie soll es anders auch sein, diese Belohnung haben wir uns auch redlich verdient und erstrampelt. Nach dem kühlen Genuss kaufen wir noch etwas fürs Abendessen ein und dann ab zum Campingplatz.
Als wir auf dem Campingplatz ankommen empfängt uns schon ein älterer Herr, der Besitzer, und ein anderer Radreisender ist auch da. Der Besitzer sagt uns in sehr gutem Englisch der Platz sei geschlossen wegen Corona und niemand kann übernachten. Der nächste Campingplatz wäre ca. 15 km entfernt. Diese Nachricht gefällt uns ganz und gar nicht, zumal Hotels im Ort recht teuer sind. Wir wollten ihn verständlich machen, dass wir nicht noch 15 km radeln können. Wir sind erschöpft und es war auch schon recht spät geworden. Auch seine Frau sagt zu uns das es nicht geht, wegen den neuen Bestimmungen ist der Platz geschlossen worden. Als wir so am überlegen sind was wir tun werden kommt der Besitzer auf uns zu und sagt zu uns: “ Ausnahmsweise können wir für eine Nacht bleiben, es wird ja bald dunkel werden und wenn wir es niemanden sagen, dann dürfen wir hier bleiben“. Wir und der andere Radreisende, er kommt aus Slowenien, sind einfach nur froh über diese Nachricht, wir sind alle einfach nur müde, um noch weiter zu radeln. Als wir uns so umschauen sehen wir das der Campingplatz schon lange seine Blütezeit hinter sich hat und das lange vor Corona. Wir stellten später fest, dass das sehr alte Ehepaar einfach nicht mehr in der Lage sind diesen Platz zu führen und auch nicht auf die Corona-Maßnahmen den Campingplatz anzupassen. Durch unsere Recherche im Internet wissen wir es war bis kurz vor Corona möglich hier zu übernachten, aber es gibt schon seit Jahren kein Restaurant mehr, keinen Pool und die Hydromassageeinrichtung ist auch schon lange nicht mehr in Benutzung. Irgendwie kann man noch sehr gut erkennen was für ein schöner luxuriöser Campingplatz es war, es gibt so gar ein paar Bungalows, und viel Platz für Zelte und Camper. Der Besitzer sagt uns, dass sein Urgroßvater Bauer war und all die Bäume und Weinreben auf dem Platz selbst gepflanzt hat. Die alten Weinreben spenden den einzelnen Campingplätzen Schatten. Er erzählt uns, dass in den letzten Jahren alles immer weniger wurde, da die beiden alten Herrschaften es nicht mehr körperlich schaffen und einen Nachfolger scheint es nicht zu geben. So liegt der Platz im Dornröschenschlaf und strahlt eine wundervolle verträumte Atmosphäre aus. Es hat uns schon sehr interessiert, aber leider können wir nicht ganz soviel nachfragen, da die beiden alten Herrschaften doch schon ein bisschen durcheinander zu sein scheinen. Wir fragen sie zum Schluß noch warum sie jeden Tag das große Eingangstor öffnen, wenn doch eigentlich der Platz geschlossen ist, sie meinen weil sie immer Freunde erwarten. Später und am nächsten Morgen wiederholen sie noch mehrmals das wir es niemanden sagen sollen, dass wir die Nacht auf dem Platz übernachtet haben. Wir versichern ihnen, dass wir das nicht tun werden. Klar ist aber, der Platz könnte jederzeit wieder aus seinem Dornröschenschlaf geweckt werden, alle Gebäude sind solide gebaut worden und auch die ganze Anlage ist sehr schön. Falls jemand interessiert ist findet ihr den Platz hier: Camping-Amiata (falls ihr euch wundert, wenn man in den Bewertungen runter scrollt kann man lesen, das er wahrscheinlich geschlossen ist, aber so wären wir um eine tolle Begegnung und interessante Gespräche ärmer gewesen).
Am nächsten Morgen um 7:30 Uhr schließt der alte Herr uns das Eingangstor auf, wir machen noch ein Selfie mit ihm, was ihn sehr freut und radeln dann los. Da wir momentan in den Bergen sind ist es angenehm kühl, bei der Abfahrt kühlen unsere Körper mal wieder richtig durch, die Tage vorher hat man regelrecht innerlich gekocht vor Hitze.
Unser heutiges Ziel ist Pitigliano eine alter Etrusker Ort. Die ganze Gegend um Pitigliano bis weit hinter Rom ist durch Tuffstein geprägt. Die Gegend hier in der Südtoskana ist viel wilder, es gibt mehr Wald die Schatten spenden, was uns beim Radfahren einfach nur gut tut. Kleine Flüsse haben riesige Canyons in die Landschaft geschnitten. Die südliche Toskana ist gekennzeichnet vom Monte Amiata, der mit seinen 1.738 Meter Höhe ein beliebtes Wintersportgebiet ist. Die südliche Toskana reicht bis zum Meer dort dehnen sich die Maremma aus, die Maremma bezeichnet im Italienischen allgemein sumpfiges Küstenland. In der Maremma unterhalb von Pitigliano sind schöne, kaum verbaute Badestrände zu finden. Die Landschaft um Pitigiliano war eine der wichtigsten Zentren der Etrusker. In der Umgebung findet man noch viele Gräber aus dieser Zeit, tief in den Tuff-stein geschnittene Höhlen, die vielfach heute noch als Keller oder Ställe genutzt werden. Unter den Häusern der Stadt werden heute noch Kellerräume mit vielen kleinen Nischen benutzt, in denen vor 2000 Jahren die Totenurnen standen.
Interessant ist auch die jüdische Geschichte der Stadt. Lange Zeit gab es eine außergewöhnlich starke jüdische Gemeinde, die das Kulturleben der Stadt mit geprägt hat. Nicht zufällig wurde die Stadt auch „Piccola Gerusalemme“ (Klein Jerusalem) genannt. Der jüdische Anteil der Bevölkerung von Pitigliano erreichte um 1850 fast 20% – einmalig in Italien. Die Synagoge der Stadt zeugt auch heute noch davon, leider war sie geschlossen als wir da waren.
Wir kommen sehr gut voran und sind bereits am frühen Nachmittag in Pitigiliano. Obwohl wir mal wieder eine lange Steigung hinauf zur Stadt regelrecht hoch kraxeln mussten, die Stadt liegt auf 300 m Höhe und der Weg dorthin ist steil, meistern wir es bravourös, trotz der Hitze. Bei unserer Ankunft in unserer Unterkunft, werden wir sehr herzlich von unser Vermieterin empfangen. Die Vermieterin berichtet uns, dass die Hitze in dieser Gegend auch nicht normal ist. Sie meint das aus Ihrer Sicht dies Auswirkungen vom Klimawandel sind, normalerweise sind hier so maximal 35 Grad im Sommer. Dadurch das es so heiß ist halten wir erstmal in unserer, kühlen Wohnung Siesta und begeben uns am späten Nachmittag auf Entdeckungstour durch die Stadt. Wir sind wieder mal auf unserer Reise durch die Toskana bezaubert. Doch leider sehen wir im Ort auch viele Schilder an den Häusern und Wohnungen „Zu Verkaufen“, dass ist leider kein so gutes Zeichen. Wir schlendern so durch die Straßen und genießen die abendliche Stimmung und den Sonnenuntergang über der Stadt. Es ist schon sehr beeindruckend was damals die Etrusker gebaut haben und heute immer noch erhalten ist und genutzt werden kann.
Am nächsten Tag starten wir früh, denn wir haben heute einiges vor. Zunächst wollen wir einen Abstecher zu den Thermen in Saturnia unternehmen und dort baden gehen. Das schwefelhaltige 37 Grad warme Wasser kommt direkt aus dem Erdinneren. Dadurch das wir frühzeitig in Saturnia ankamen, können wir ausgiebig die Therme genießen. Leider irgendwann müssen wir jedoch weiterfahren, da wir heute noch ans Meer wollen. In dem Ort Albinia am Meer wollen wir uns zwei Tage Pause gönnen und auf Abkühlung hoffen. Doch bis dahin erleben wir noch einiges. Kurz bevor wir in einem Ort auf einer Nebenstraße abbiegen sollen halten wir an einem Restaurant an und fragen ob wir Wasser für unsere Flaschen bekommen können. Die Dame vom Restaurant ist so freundlich und tut uns sogar noch Eiswürfel in unsere Flaschen, was für eine tolle Idee. Bevor wir abbiegen auf die Nebenstraße überlegen wir ob wir das wirklich tun sollen, oft schon wurden das sehr schlechte Wege, doch wir sehen auf unserer Karte der andere Weg auf der Landstraße wäre viel länger und Komoot hat es als günstige Route vorgeschlagen. Doch irgendwann wird der Weg einfach nur noch unbefahrbar. Wir müssen schieben. Leider passiert es immer wieder, dass Komoot so unbefahrbare Wege raus sucht, selbst zum Wandern ist es sehr heftig. Wir müssen über Schotterwege gesäumt von dornigen Pflanzen unsere Räder einen Hang hoch schieben und teilweise gemeinsam tragen. Dieser Weg war vielleicht mal ein begehbarer Wanderweg gewesen, doch es scheint so, dass es irgendwann mal so viel geregnet hat, dass der Weg weggeschwemmt wurde. Das ganze geht so 3 km bis wir eine landwirtschaftlichen Weg passieren. Wir suchten nun auf Googlemaps nach eine Alternativroute und entscheiden uns diese zu fahren, obwohl diese Alternative bedeutet einen extra Bogen zu fahren. Es stellte sich heraus, dass dies die beste Entscheidung gewesen war. Als wir wieder auf der Landstraße gelangten in Richtung Meer kommen wir an einem Obst- und Gemüsestand vorbei, dort gibt es gekühlte Wassermelonen. Klar das wir da zuschlagen und kaufen gleich eine Viertel-Melone und verspeisen sie sofort vor Ort. Zum Glück können wir auch noch unsere Wasserflaschen auffüllen lassen. Zum Schluß kaufen wir noch frisches Gemüse und Obst ein, für heute und den nächsten Tag. Gut gestärkt fahren wir die letzen Kilometer zum Meer nach Albinia und dort sind erstmal 2 Tage Pause angedacht, nach 8 Tagen ohne Fahrpause.
Auch dazu hat Carsten unsere Eindrücke in tollen Bildern festgehalten:
Gut erholt und voller Kraft von den Tagen am Meer geht es weiter Richtung Pisa überwiegend direkt am Meer entlang. Wir werden natürlich auch den bekannten Ort Bolgheri besuchen. Der Weg nach Bolgheri führt uns kurz vom Meer weg ins Landesinnere wieder in die Berge hinein, dort sind die Straßen von Bäumen gesäumt und so fährt es sich schön angenehm im Schatten. Kurz vor dem Ort Bolgheri biegen wir in die berühmte Zypressenallee ein, die beeindruckende Viale dei Cipressi. Die lange, auf beiden Seiten von insgesamt 2.540 jahrhundertealten, dichten Zypressen flankierte Straßenachse entstand im 19. Jahrhundert als man anlässlich der Erneuerung der Via Regia rechtwinklig Verbindungstrassen zwischen den Ortschaften anlegte: eine davon war die von San Guido.
Die auf Geheiß des Grafen Guido Alberto mit Zypressen verschönerte Allee ist im berühmten Gedicht „Davanti San Guido“ des Dichters Giosuè Carducci, der hier lange Zeit lebte, verewigt worden: „Hoch und aufrecht gehen die Zypressen in doppelter Reihe von San Guido nach Bólgheri, wie riesige Jungen, fast rennend, eilen sie mir entgegen, um nach mir zu sehen.“ Natürlich müssen wir unbedingt ein Erinnerungsfoto von uns Beiden auf der berühmten Zypressenallee schießen. Danach schauen wir uns das Örtchen Bolgheri an. Wir fahren weiter und unser heutiges Campingziel am Ende des Tages ist wieder ein Agriturismo „La Serra del Pino“ in Montescudaio, wir haben gehört das es dort am Wochenende auch Abendessen gibt. Wir wollen uns heute selber verwöhnen. Als wir ankommen steht die Mama des Hauses schon in der Küche und bereitet alles für den Abend im Restaurant vor. Wir erfahren das leider eigentlich alle Plätze ausgebucht sind, doch der Herr des Hauses macht uns an einem extra Tisch noch Platz und so kommen wir in den Genuss eines köstlichen und ehrlichen Essen. Das Ganze kostet 25,- €/ Person inkl. Getränken und auch Wein, wie uns der Bauer versichert. Wir können es noch gar nicht richtig glauben, dass es so günstig ist. Doch was wir geboten bekommen ist weit mehr wert. Der erste Gang ist frisches Brot mit verschieden Pasteten belegt, es folgt der zweite Gang eine Mischung von Antipasti, der dritte Gang sind zwei verschiedene Nudelgerichte einmal Nudeln mit Ragout und einmal mit Salbeibutter, der vierte Gang sind zwei Sorten Fleisch (Rind und Geflügel) mit Kartoffeln und Brot und dazu gibt es einen Rosewein (roter oder weißer Wein wäre auch möglich gewesen). Zum Nachtisch werden zwei verschiedene Kuchensorten gereicht dazu eine kleine Flasche Dessertwein und eine kleine Flasche Grappa. Das war ein Schmauß, so lecker und dazu noch original, authentische, italienische Küche. Das war unser bestes Essen in Italien. Wir sind ordentlich beschwipst als wir zurück ins Zelt gehen. Doch den Abend werden wir nicht vergessen.
Am nächsten Tag erreichen wir Pisa, die Stadt mit dem schiefen Turm. Den ganzen Tag sind wir wieder am Meer entlang gefahren, soweit verlief die Fahrt gut nur auf den letzten 10 km hat Ellens Hinterrad einen Platten. Doch Carsten ist ja flink im Wechseln und so geht es rasch weiter. Wir nehmen uns einen Tag für Pisa Zeit und Carsten nutzt die Pause für einen Frisörbesuch.
Hier findet Ihr die letzten Bilder aus unser Zeit in der Toskana:
Und hier nochmal unsere kulinarischen Genüsse aus Italien: