Reiseberichte

1. Reisebericht: Israel – Tel Aviv bis Yefet’s Beach bei Akko

Bereist vom 1. Oktober bis 09. Oktober 2019

Die Anreise nach Tel Aviv verlief ohne Probleme, die Fahrräder sind gut mitgekommen und auch die Einreise war unproblematisch. Nach allem was uns schon erzählt wurde war es absolut unkompliziert, die üblichen Fragen  (was haben wir in Israel vor) und dann waren wir in Israel.
Die Tage in Tel Aviv waren sehr spannend und eindrucksvoll. Tel Aviv ist eine sehr lebhafte, moderne und junge Stadt. Wir haben einiges gesehen und erlebt. Das quirlige Treiben auf dem Carmel Markt hat uns sehr beeindruckt (der Markt wäre in Dtl. auf Grund der Hygiene dauerhaft geschlossen ;-)). Tel Aviv ist auch eine sehr dreckige Stadt. Carsten hat gleich unser Hygenie Credo für die Reise formuliert mit: „einfach nicht drüber nachdenken ;-)“. Hilft ungemein!

Wir haben die Bauhäuser-Architektur in dem Rothschild-Boulevard in Tel Aviv gesehen, waren auf einem sehr feinen, großen Kunst-Handwerksmarkt (findet an jedem Dienstag und Freitag statt, der in der Nähe vom Carmel Markt ist), haben das Meer genossen und erlebten wie am Freitag ab 15 Uhr der Sabbat eingeläutet wird. Mit lauter Musik, Feiern, Tanzen und Trinken (dazu gibt es ein kleines Video unter Bilder).

Unser Bilder aus Tel Aviv findet Ihr hier:

Am 4. Oktober haben wir dann unsere Räder gepackt und sind los geradelt Richtung Norden. Carstens Reisefreund Dan, (aus seiner ersten Norwegentour zum Nordkapp), aus Israel hatte uns gewarnt, es wäre nicht so einfach an der Westküste Richtung Norden mit dem Fahrrad zu fahren und wir sollten doch lieber den Zug nehmen. Na hätten wir mal auf ihn gehört 🙂 . Man kann leider nicht so einfach an der Küste entlang fahren, oft muss man die großen Schnellstraßen nutzen und auf den breiten Standstreifen fahren. Das ist zwar erlaubt und es gibt Warnschilder für die Autofahrer, dass sie auf die Radfahrer achten sollen, trotzdem ist es sehr stressig (Autolärm). So ist es nunmal, wir haben uns entschieden mit dem Fahrrad zu fahren, doch entspanntes Fahrrad fahren geht anders.

Unsere erste Nacht, nach einem sehr anstrengenden Tag, an dem auch alles schief ging was schief gehen kann: Verfahren, Zuckersandstrecke, einen von unseren Campingstühlen ist vom Fahrrad bei der Fahrt verloren gegangen, Schwierigkeiten gehabt spät abends einen geeigneten Zeltplatz zu finden, (den wir dann kurz hinter Netanja am Strand gefunden haben) und dann festgestellt, dass wir Camping-Helden vergessen hatten für unseren Kocher in Tel Aviv eine Gaskartusche zu kaufen. Yep, so gab es abends Salat und Brot und am Morgen keinen Kaffee. Nach diesem Tag kann es nur aufwärts gehen 🙂 ).

Nach zwei Tagen sind wir bei Dan in Ti’von angekommen und dort für eine Nacht geblieben. Dan hat sich mit uns, unsere geplante Route angesehen und besprochen. Wir haben viele hilfreiche Tipps von ihm bekommen, an die wir uns nun halten werden, siehe Tag 1 und 2. 🙂 Vielen Dank nochmals für das leckere Abendessen und Frühstück und für den kleinen Sliwowitz.

Nachdem wir von Dan aufgeborchen sind, war unser erster Stop in Alonei Abba, eine ehemalige Siedlung von Templern. Die Templer sind eine christliche Glaubensgemeinschaft.

„In der Mitte des 19. Jahrhunderts beschlossen einige protestantische Familie im Südwesten Deutschlands, eine von der lutheranischen Hauptströmung getrennte Glaubensgemeinschaft zu gründen. Sie sahen und sehen sich als Bausteine des spirituellen „Tempels“, eines gemeinschaftlichen Lebens nach christichen Grundsätzen. Bei den Mitgliedern der Gemeinschaft gilt Jesus nicht als Sohn Gottes, sondern als religiöser Lehrer und als Vorbild für ein aufrechtes Leben. Ab dem Ende der 1850er Jahre prüften Vertreter der Gemeinschaft und Führung von Christoph Hoffmann die Möglichkeit, nicht nur nach den ideellen Grundsätzen innerhalb der Grenzen Deutschlands zu leben, sondern dies in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen jüdischen Tempel zu tun: in Palästina. Dies geschah aus dem christlichen Selbstverständnis als „neues Volk Israel“. Im Jahr 1868 betraten die ersten Siedler den Boden Palästinas, erwarben Land in der Nähe von Haifa und gründeten die erste Siedlung, deren Gebäude bis heute existieren.“ Quelle: https://web.nli.org.il/sites/nli/english/collections/personalsites/israel-germany/israel-deutschland/weimarer-republik/pages/templers.aspx

Wir haben eine spontane private Führung durch die ehemalige Kirche von dem Bruder der Schwester, die die Sanierung leitet, erhalten. Die Kirche wurde in den 60er Jahren entweiht, da seit den 30er Jahren alle dort ansässigen Templer weggegangen waren. Mit Hilfe der deutschen Regierung wurde die Kirche nun soweit saniert, dass sie in der Bausubstanz gesichert ist und  jetzt soll sie mittels Spenden zu einem Kulturzentrum umgebaut werden.

Wir fuhren weiter immer noch auf der Suche nach einer Gaskartusche. Dan hat uns ein Tipp gegeben, wo wir vielleicht eine bekommen könnten. Leider hatten wir dort kein Glück, aber die Verkäufer haben uns ein Tipp gegeben, dass auf der anderen Seite der Straße, der Supermarkt Gaskartuschen verkauft. Tatsächlich hatten sie auch welche und wir nahmen gleich zwei mit, sicher ist sicher. Auf unsere Suche nach Gas kamen wir noch an einem Outdoor Laden vorbei, bei dem wir unser Mittagspicknick abhielten, der Nachbarladeninhaber hat uns gleich einen Kaffee gebracht, als er uns gesehen hat. So gestärkt konnten wir uns dann auf den Weg zurück zur Küste Richtung Akko machen. Außerhalb des Ortes am Meer haben wir unser Zelt aufgeschlagen. Am nächsten Morgen sind wir vor unserer Weiterfahrt in den Norden noch durch Akko geschlendert. Ein verwinkeltes, pittoreskes Hafenstädtchen. Es handelt sich um eine ehemalige Kreuzfahrerstadt, die aus einem oberirdischen und unterirdischen Teil besteht. 

An unserem vierten Tag sind wir dann von Akko bis zum Yefet’s Beach an der Grenze zum Libanon gefahren. Gestern Abend hat Jom Kippur begonnen. Da ist hier in Isreal wirklich alles ruhig, es fahren keine öffentlichen Verkehrsmittel, keine Autos (Fahrrad fahren darf man) und auch sonst ist nichts los (selbst auf dem nächsten Campingplatz waren die Toiletten versperrt und es gab auch kein Wasser mehr zum Abduschen nach dem Baden). Darum bleiben wir auch heute hier am Stand und legen einen Pausetag ein. Am Strand sind viele Israelis, denen das religiöse Treiben um Jom Kippur zu viel ist und einfach nur Ihre Ruhe haben wollen. Genau wie unser Zeltnachbar Gadi, den wir am ersten Tag kennengelernt haben. 

Er ist sehr gastfreundlich und hat uns den ganzen Tag über versorgt mit Vorfrühstück, Hauptfrühstück, Mittag, Kaffee und abends hat er uns seine letzten Vorräte gegeben, damit seine Frau nicht wieder schimpft warum er so viel zurück bringt 😉 . Gadi macht übrigens den Kaffee mit Kardermomkapseln, mhh lecker! Probiert es mal. Ein anstrengender Tag war es dann doch (Essen, Nichtstun, Baden im Meer, wieder Essen, Sonne, Wärme, Strand, wieder Baden…), wir waren froh nachdem wir wieder Ruhe am Strand eingekehrt war. In der Nacht war keiner mehr da. Alle waren nach Hause gefahren, der Feiertag war vorbei.

Überhaupt erleben wir eine ungemein große Gastfreundschaft. Ein Farmer hat uns grüne Orangen geschenkt (Mischung aus Pampelmuse und Orange: sehr lecker!), immer wieder wird uns Kaffee und Wasser angeboten. In einem reinem Männer Schwimmbad hat Ellen in der Dusche der Rettungsschwimmer duschen können. All diese Schwimmbäder ob Männer- Frauen oder Gemischtebäder sind kostenlos zugänglich, dort kann jeder auch einfach nur Duschen. Und überall bekommt man Wasser und kann seine Flaschen füllen. Wenn wir am See Genezareth sind sollen wir unbedingt Gadi bei ihm zu Hause besuchen.

Ab Morgen machen wir uns auf Richtung Osten durch die Region Galiläa und dann über die Golan Höhen zum See Genezareth zu fahren. Da werden die ersten größeren Steigerungen auf uns warten!

P.S. Unseren 1. Platten hatten wir auch schon. Am vierten Tag war es soweit Carstens Hinterrad war platt, ein Metallteil hatte sich mit der Zeit durch den Mantel gebohrt, also nichts mehr mit der „Null-Platten-Challenge“.  Doch Carsten flickt so flink Platten, das Entladen und wieder Beladen der Räder dauert länger!

Hier gibt es die Bilder zu unser Reise durch Israel:

Und hier gibt es die leckeren Bilder zu Israel: