9. Reisebericht: Marokko – von Fès nach Chefchauen über Ceuta nach Conil del la Frontera
Bereist vom 24. Dezember bis 28. Dezember 2019
Heute war unser Ziel Fès, unsere letzte Station mit dem Auto. Dort wollten wir den Weihnachtstag verbringen. Auf dem Weg nach Fès dachten wir zwischenzeitlich, wir seien schon wieder in Europa. Hier im Norden von Marokko sieht man unteranderem sehr stark den Einfluss der Europäer. Gerade Ifrane eine Urlaubs- und auch Studentenstadt ist sehr europäisch gebaut, das Leben dort ist viel lockerer, als wo anders. Auch landschaftlich hat es einiges von Europa, es gibt viele Wälder vor allem Zypressen. Das war mal eine sehr schöne Abwechslung gewesen. Überhaupt ist Marokko landschaftlich so abwechslungsreich, einfach toll.
Angekommen in Fès ging es erstmal auf die Suche nach unsere Unterkunft, doch das ging ganz gut, und wir haben sie schnell gefunden. Wir wurden sehr herzlich empfangen. Als wir dem Inhaber sagten, wir müssen jetzt gleich noch unser Auto bei der Vermietungsstation zurückbringen, hat er uns sofort geholfen unser Auto auszuräumen und es gab sogar einen Platz für unsere Räder in seiner Garage. Das Hotel war sehr schön mit warmen Daunendecken (die haben wir in Marokko sehr schätzen gelernt, denn Heizungen gibt es nicht ;-)). Das Auto wegbringen war nochmal sehr aufregend und am Ende stellte sich raus, dass die Station eigentlich sehr nah zu unserem Hotel war ;-). Das war nochmal ein bisschen hektisch, so das wir danach im Hotelzimmer saßen und doch ziemlich platt waren von den letzten Tagen unserer Autoreise. Mit dem Auto zu reisen kann doch auch sehr anstreng. Denn man sieht an einem Tag so viel verschiedene Dinge und Landschaften, wie es nie mit dem Fahrrad möglich wäre. Diese Menge an verschieden Eindrücke in einer kurzen Zeit, dass muss man auch erstmal verarbeiten. Umso mehr freuen wir uns darauf am 25.12. wieder auf die Räder zu steigen.
Am nächsten Tag verbrachten wir den Heiligabend in Fès und es stand erstmal an Fès zu erkunden. Fès ist eine für marokkanische Verhältnisse sehr moderne und offene Stadt. Selbst die Medina ist sehr gepflegt und man wird auch von den Händlern in Ruhe gelassen, man kann einfach Schlendern und Schauen ohne gleich Kaufen zu sollen. Das war ziemlich angenehm.
Eine der Hauptattraktionen in Fès ist das goldene Tor des Königspalast, den Palast selber kann man nicht besichtigen, doch das Tor ist schon sehr imposant. Wir hatten ja schon bereits viele Störche in Marokko gesehen, die hier überwintern, doch in Fès waren sie in ganzen Schwärmen zu sehen. Sehr hübsch war es auch im kleinen Park Jardin Jnane Sbil. Weihnachten unter Palmen hat auch was. Wir sind dann weiter gezogen in die alte Altstadt, denn Fès hat zwei Altstädte. Das war wieder ein Treiben gewesen, jedoch wie schon gesagt nicht so aufdringlich wie sonst wo. Carsten hatte noch vor sich die Haare in Marokko schneiden zu lassen, war mal wieder Zeit ;-). Er hat sich ja in Marrakesch von einem Barbier richtig glatt rasieren lassen, davon war er sehr begeistert. Wir sind beim erst besten Friseur rein und der hat es einfach nur Klasse gemacht. Da er nicht so gut Englisch konnte hat er seinen Nachbarn vom Restaurant geholt und er hat für uns übersetzten und dann ging es auch schon los. Carsten ist immer noch sehr zu frieden :-).
Wir haben uns dann auch noch das berühmte Gerberviertel von Fès angesehen. Das ist schon etwas für Hartgesottene. Der Gestank ist schon sehr heftig, den Touristen wird frische Minze angeboten, die man sich diese vor die Nase halten kann damit es erträglicher ist. Der Gestank kommt vor allem von dem Taubenkot den man zum gerben des Leders verwendet. Es ist auch eine sehr heftige Arbeit, die Arbeiter arbeiten ohne Handschuhe oder Atemschutz und sind so all den auch verwendeten Chemikalien direkt ausgesetzt.
Es gab noch einiges zu sehen in Fès, auch dort gibt es einen Gewürzmarkt und viele verschiede Souks, das sind Märkte und Gassen in der Medina, die thematisch sortiert sind. Eine ganz besonderere Souk war die der Kupferhandwerker. Zum einem kann man dort den Handwerker bei ihrer Arbeit zu sehen und dann auch gleich deren Produkte kaufen.
Die alte Medina von Fès ist sehr verwinkelt und auch googlemaps findet nicht immer den richtigen Weg. Uns wurde gesagt es gäbe mit der neuen Altstadt zusammen mehrere tausend Straßen/Wege. Abends mussten wir uns von einem Guide wieder herausführen lassen ;-).
Am ersten Weihnachtsfeiertag ging es weiter mit unseren Rädern Richtung Ceuta, der spanischen Enklave im Norden von Marokko, von dort aus hatten wir eine Fähre zum spanischen Festland gebucht gehabt. Zwischenstation auf dieser Strecke war noch die Blaue Stadt Chefchauen.
Am ersten Tag mit den Fahrrädern haben wir wieder unterwegs gefragt, ob wir irgendwo unser Zelt aufstellen können. Der erste Versuch glückte nicht, doch bei einem Hühnerfarmbauer hatten wir Glück. Er lud uns sogar ein bei sich im Haus zu schlafen. Als Dankeschön wollten wir für ihn und seinem Mitarbeiter kochen. Wir hatten alles für Couscous dabei. Doch so wie wir es vor hatten zu machen geht das nicht richtig, wurde uns erklärt. Couscous kann man nur im Tontopf machen. Deshalb wurde der Mitarbeiter dazu verdonnert für uns zu kochen. Vor allem wird Couscous in mehren Schritten mit Olivenöl und heißem Wasser behandelt, damit er weich wird. Als wir so alles zusammen schnippelten wurden wir gefragt, ob wir Fleisch oder ein Hühnchen mit hätten. Als wir dies verneinten wurde kurzerhand ein Huhn in die Küche geholt unser Messer an der Steinarbeitsplatte geschliffen um das Huhn noch schnell zu schlachten. Okay, also auf diese Schweinerei hatte Ellen keine Lust und hat einfach nur gemeint, das Hühnchen nicht sein muss uns reicht nur Gemüse. Er ließ vom Huhn ab und warf das Huhn einfach aus dem Fenster, vom ersten Stockwerk, wieder hinaus in den Hof. Dem Bauern gefiel es nachher nicht so beim Essen, es gab kein Fleisch. Die richtige Zubereitung des Couscous, dauert viel länger zumal das ganze Gemüse im Schnellkochtopf auch noch komplett gar gekocht wird, wo wir es ja noch schön bissfest lassen würden. Als es dann fertig gekocht war und wir essen konnten, durfte der Hofmitarbeiter, der für uns aufwendig gekocht hat nicht mit uns essen. Als Erklärung hieß es, er hätte schon gegessen…. mhh als wir ankamen kam er gerade direkt vom Hof ins Haus. Na, ja.
Am nächsten Tag ging es ganz früh los, um 8:30 Uhr saßen wir auf den Rädern. Wir hatten vor bald in Chefchauen sein zu wollen, doch das bedeutete noch einiges zu strampeln. Die Tour verlief durch einmalige schöne Landschaften, aber der heutige Tag hatte auch einige Herausforderungen für uns, gerade weil wir nicht ganz hundertprozentig fit waren. Schon tags zuvor hatten wir über 1.000 Höhenmeter bewältigt und so ging es weiter. Mittags haben wir uns dann spontan entschieden ein Taxi nach Chefchauen zu nehmen (wir brauchen wohl wirklich eine Pause), da hatten wir noch 90 Km bis zu unserem Zwischenziel gehabt, diese wir nächsten Tag erreicht hätten was geplant war. Nun fuhren wir mit dem Taxi nach Chefchauen und die Fahrräder auf dem Dach. Das Taxifahren war auch ein einmaliges Erlebnis. Wir dachten wir halten einfach ein Taxi an, die hier viel rum fahren. Viele Menschen haben kein eignes Auto und fahren mit den sogenannten Taxis von A nach B. Aber dem war nicht so, es gibt gewisse Routen, d.h. von dem Ort wo wir waren ging es in den nächst größeren Ort und von da mit einem anderem Taxi in einen weiteren Ort, von dem man dann ein Taxi nach Chefchauen nehmen kann. Spannend. Doch wir hatten Glück, dass in den nächst größeren Ort ein Taxifahrer nach langen intensiven Preisverhandlungen, die wohl besser für ihn waren als für uns, bereit war uns direkt nach Chefchauen zu fahren. So waren wir früher in Chefchauen was uns auch sehr gefallen hat, da wir uns auf die Stadt sehr gefreut haben und schon sehr neugierig waren. Die Altstadt ist total schön und man wird als Tourist einfach in Ruhe gelassen. Die Stadt ist sehr jung und absolut entspannt. Viele spanische Touristen sind zu hören und auch einige junge Spanier leben hier somit wird auch viel Spanisch gesprochen. Für das entspannt sein gibt es wohl auch noch eine weitere Erklärung, in der Stadt wird einiges an Hasch gekifft. Das ist in Marokko genauso wenig erlaubt wie in Deutschland, doch die örtliche Polizei duldet es einfach, mal gibt es ein paar Exempel, aber nicht ernsthaft. Das Gras wird im nahe gelegenen Riffgebirge angebaut. Und man roch das auch in der Stadt. Ganz offen in ganz normalen Café wird ein Joint nach dem anderen geraucht. Auch Rauchen selber ist überall noch erlaubt und wird auch sehr betrieben.
Leider konnten wir noch nicht in unsere bereits vor ein paar Tagen gebuchte Unterkunft. Da wir jetzt ein Tag zu früh angekommen waren, haben wir einfach irgend was gebucht, naja einfach mal Schweigen über was alles als Unterkunft vermietet wird. Dafür konnten wir am nächsten Tag in unsere wunderschöne Unterkunft ziehen, die einfach zauberhaft war. Vor allem gab es Daunendecken, wir haben seit langem nicht mehr so warm geschlafen wie in dieser Nacht :-), himmlisch… über was man sich alles freuen kann.
Doch nun zu Chefchauen selber, das besondere der Stadt ist es, dass alle Häuser der Altstadt in blau gestrichen sind, das ist das besondere Highlight der Stadt. Das sieht schon tagsüber sehr Klasse aus, doch in der Nacht ist es erst so richtig stimmungsvoll. Das haben wir in vollen Zügen genossen und Carsten hat viele schöne Fotos gemacht.
Warum ist Chefchaouen blau?
Niemand weiß genau, warum blau in Chefchaouen so beliebt geworden ist, aber die meisten Leute denken, dass die typischen Farbtöne von jüdischen Flüchtlingen stammen, die im fünfzehnten Jahrhundert in großer Zahl in diese Stadt kamen. Die Farbe wäre gewählt worden, weil sie diese Flüchtlinge an den Himmel erinnerte. Andere denken, dass es ein Abschreckungsmittel gegen Moskitos ist. Diese lästigen Insekten mögen Blau nicht so sehr…
Für die nächsten zwei anstehenden Tage standen zwei große Etappen mit dem Rad an. Die erste ging von Chefchauen nach Ceuta, das waren 102 Km, also sind wir bereits um 8 Uhr gestartet. Zunächst mussten wir einiges noch hoch klettern mit den Rädern, aber dann ging es gut bergab und dann am Meer entlang. Und nun eine kleine Episode zum Thema man trifft sich zweimal im Leben. Als wir zur Mittagszeit in Tétouan Pause machen wollten, wurde Carsten von einem Auto gestoppt und wer saß drin, der Taxifahrer der uns direkt nach Chefchauen gefahren hat, kurios!
Wir kamen gut voran und gegen 17 Uhr waren wir an der Grenze gewesen. Dort herrscht ein reger Grenzverkehr, da viele Marokkaner in Ceuta arbeiten und viele Spanier in Marokko, denn an der Küste entlang gibt es viele Hotels, selbst der König hat hier seinen Strandpalast.
Wir hatten mit unseren europäischen Pässen keine Probleme über die Grenze zu kommen, noch nicht mal unsere Taschen wurden kontrolliert, da haben wir bei der Einreise von Jordanien nach Israel strengere Kontrollen erlebt. Wir haben uns auch sehr gefreut wieder in Europa zu sein, allein schon der Autoverkehr läuft viel gesitteter ab und es gibt gegenseitigen Respekt und kein hektisches Hupen mehr.
Wir sind nur noch zu unsere Unterkunft in Ceuta geradelt und haben geduscht, etwas gegessen und sind dann einfach völlig erschöpft ins Bett gefallen. Am nächsten Morgen mussten wir früh aus den Betten, die Fähre nach Spanien legte bereits um 7:30 ab. Nach der Überfahrt hatten wir nochmal 96 Km zu fahren, zu unserem Häuschen an der Küste von Andalusien. Nach Conil de la Frontera.
In den letzten Tagen stürmte es immer wieder heftig in Spanien (bis Windstärke 10) und somit war auch die Überfahrt recht schwankend. Doch Gott sei Dank dauerte die Überfahrt nur 1 Stunde. Am besten war das Fernsehprogramm auf dem Schiff, was in endlos Schleife lief. Es wurde eine Doku gezeigt über so einen Abenteuer, der ein totes Kamel aufschlitzte um darin zu schlafen und ekelige Dinge aß wie Insekten, und lebende Frösche und so. Absolut das beste Fernsehprogramm morgens um 7:30 Uhr auf einem sehr schaukelnden Schiff. Wuuurg, mir wird gleich schlecht!
Nun sind wir in Spanien und haben uns gleich in die Landschaft verliebt. Die Landschaft ist einfach atemberaubend. Unsere letzte Tour vor unserer langen Pause in Andalusien war nicht ohne, zumal wir auch noch mit heftigen Wind zu kämpfen hatten, der meisten von hinten kam. Zum Glück!!! Doch das eine oder andere mal kam der Wind auch seitlich von vorne, so das wir auch einige Male schieben mussten. Dann nochmal ein Erlebnis mit der Wegweisung über Komoot, den so benannten Singletrail (der Sandweg), dass hieß anstrengende 4 Km durch Sand schieben, Zeitdauer ca. 1 Stunde. Heraus kamen wir direkt am Meer, an einem Campingplatz voll mit Surfern. Und wieder die Landschaft ist einmalig. Das Meer türkisfarbend mit weißem Strand, dieser grenzt an eine grüne hügelige Weide, so das man denkt, die Südsee grenzt an die Alpen. Und auch das helle Licht, durch die fast immer scheinende Sonne. Wir wussten sofort warum die Küste Andalusiens, die Küste des Lichts genannt wird.
Es war schon dunkel geworden, als wir unser Häuschen erreichten und das auch nur mit der Hilfe der Vermieter. Das Haus hat uns auch gleich sehr gefallen, es war sogar viel größer als es im Internet aussah.
Nach einer entspannten heißen Badewanne, haben wir mit einem leckerem Rotwein bei Spaghetti mit Tomatensoße den Abend ausklingen lassen.
Willkommen Europa! Willkommen Pause! Einfach relaxen! :-).
Hier geht es zu unseren Bildern:
Und hier geht es zu all den Leckeren aus Marokko:
Liebe Ellen,
lieber Carsten,
Ich bin auch vor Jahren 1973 mit einem VW-Bus durch Marroko gereist. So eine Reise ist immer abenteuerlich. Eurer Reisebericht weckt in mir so manche Erinnerung. Ja ihr müsst so manches Abenteuer bewältigen. Jetzt in Spanien ist das Leben vermutlich vertrauter und dennoch immer wieder anders. Ich wünsche euch weiterhin viel Freude bei eueren Begegnungen mit Land und Leuten. Der Dalai Lama sagt: „Einmal im Jahr solltest du einen Ort besuchen, an dem du noch nie warst.“ Diese kleine Empfehlung könnt ihr doch einhalten. Oder???