15. Reisebericht: – es geht weiter…
11 Wochen waren wir in Cascais, in unserem Corona-Domizil. Nicht immer war es leicht die Situation anzunehmen, denn wir hatten so viel vor wohin radeln wollten. Doch wo wir gestrandet waren ging es uns sehr gut. Cascais liegt direkt am Meer und ist umgeben von einem großen Naturschutzgebiet. Wir haben das intensiv genutzt. Frische, gute und regionale Lebensmittel war auch kein Problem. Zwei Minuten von unserem Guest-House entfernt war ein 2-mal wöchentlicher Wochen-Markt auf dem wir uns mit Gemüse, Obst, Brot und ab und zu mal Fisch oder Fleisch versorgt haben. Da gab es den alten Bäcker, der sehr leckeres Brot und eine Brötchensorte mit Chorizowurst, immer frisch gebacken hat und leckeren Honig gab es beim ihm auch zu kaufen. Dann gab es die alte Dame mit ihrem Sohn die sehr gutes Obst und Gemüse hatte, wie eigentlich alle Produzenten auf dem Markt, doch sie hatte dazu noch leckere selbst gemachte Marmelade. Es gab z.B. Kürbismarmelade, Kirschmarmelade, die mit den Gewürzen für den uns bekannten Pflaumenmus gemacht war oder die Marmelade aus Pfirsichen, wir haben uns einfach mal durch ihre Sorten probiert. Leeecker!!! Und dann gab es einen Stand von dem war Ellen nicht wegzubekommen. Eine andere alte Dame bot selbstgemachte Kekse in allen möglichen Varianten an, das waren mindestens 20 Sorten und dazu Kuchen, da viel die Auswahl immer schwer. Zu dem Markt gehörte auch eine Fischhalle, in der wir schönen frischen Fisch kaufen konnten, was wir auch gerne taten. Auf den Markt kam man nur, wenn man sich zu vor die Hände an extra eingerichteten Waschbecken gewaschen hat und es durften nicht so viele Menschen gleichzeitig auf den Markt. Das wurde von Sicherheitsleuten und Polizisten überwacht. Auch während dem Lockdown gab es lange Schlangen vor den Supermärkten, aber alles ganz entspannt. Keine verbale Aufregung oder Mundschutz-Verweigerer!
Unsere Tage vertrieben wir uns mit Netflix leer schauen, Lesen, Fahrräder pflegen, kleinen Spaziergängen, einwenig Gymnastik und Träumen vom Weiterreisen. Als es auch die ersten Lockerungen in Portugal gab konnten wir auch Fahrradausflüge unternehmen, vorher war es nur gewünscht sich maximal in einem Radius von 20 km von zu Hause zu entfernen, besonders am Wochenende. Das ist nicht wirklich viel mit dem Fahrrad. Nach den ersten Lockerungen konnten wir bis zum Cabo da Roca https://de.wikipedia.org/wiki/Cabo_da_Roca, dem westlichsten Punkt von Europa und dem Bettelmönch Kloster Convento dos Capuchos https://de.wikipedia.org/wiki/Convento_dos_Capuchos_Sintra (das war leider wegen Bauarbeiten geschlossen) fahren.
In unser Unterkunft waren während des Lockdowns noch Tatjana mit Ihren drei Kindern, Tatjana 11, Joäne 8 und Petro 1, sowie die drei Mitarbeiter, die auch im Guest-House leben. Somit war es ruhig. Petro wurde von allen geliebt und ist ein wirklicher Sonnenschein, was der den Tag zusammen gelacht hat, einfach herrlich. Als Anfang Mai Tatjana wieder arbeiten musste und sie noch keine Betreuung für ihn hatte, haben wir drei Tage auf ihn aufgepasst und auch mit den beiden großen Mädchen nach ihrer Schule gespielt, am liebsten UNO und Monopoly.
Es gab drei Mitarbeiter, alle drei kommen aus Brasilien, sie alle sind nach Portugal gekommen um ihr Glück in Portugal zu finden. Lucaz ist schon seit 2 Jahren hier und durch Covid-19 (Corona) hat sich sein Interview bei der Einwanderungsbehörde verschoben und er hat auch leider seinen Job verloren. Im unserem Guesthouse arbeitet er hauptsächlich für Kost und Logis, die anderen ebenso. Alle haben sie noch andere Jobs und müssen es auch, damit sie Geld verdienen und wenn sie eingebürgert werden wollen brauchen sie einen Arbeitsvertrag. Eigentlich ist Lucaz Grafiker und Künstler, hier könnt ihr Arbeiten von ihm sehen: https://gallery.pixeos.art/artists/lucas-medeiros. Einige wenige Aufträge hat er noch, aber nicht ausreichend, damit er davon in Portugal leben kann. Begrüßt wurden wir am 14. März von Marcus, er ist noch nicht so lange in Portugal und ist auch aus den gleichen Gründen nach Portugal gekommen, wie alle anderen. Marcus ist ein sehr guter Sänger und hat in Brasilien als Backgroundsänger bei der dort sehr bekannten Sängerin Anitta gesungen. Marcus ist eine totale Frohnatur und auch sehr nah am Wasser gebaut. Als wir abreisten musste er weinen. Doch die meiste Zeit haben wir zusammen gelacht. Und dann gab es noch Greg, doch er musste zurück nach Brasilien fliegen, da er kein Geld mehr hatte und auch keine Zukunft sah nach Corona wieder einen Job zu finden. Ein paar Tage nach dem Lockdown kam noch Neosa, Lucaz Freundin dazu. Sie arbeitet eigentlich in einem Hotel in Porto, doch das wurde geschlossen, so wie fast alle. Bevor sie nicht mehr reisen konnte, wegen Covid-19, ist sie schnell zu Lucaz nach Cascais gefahren. Sie hat dann ebenso, wie die anderen, im Guesthouse gearbeitet (einige Renovierungen) und gelebt. So waren wir in der ganzen Zeit eine bunte Gemeinschaft gewesen. Anfang Mai kam dann noch Tamiz dazu. Sie war ursprünglich mit ihrem Mann aus Brasilien nach Portugal gekommen. Doch auch für sie ist es nicht leicht. Ihr Mann hat sich nach nur kurzen Zeit in Portugal nicht wohl gefühlt. Zum einem ist das brasilianische Portugiesisch nicht gleich zu setzen wie dem portugiesischem Portugiesisch, da scheinen Welten dazwischen zu liegen und den Brasilianern fehlt die ihnen vertraute brasilianische Fröhlichkeit, damit können die Portugiesen nicht mithalten. Die Portugiesen sind ein ruhiges ausgeglichenes Völkchen mit einem Hang zur Melancholie. Tamiz Mann ist schon zurück geflogen sie wollte es gerne noch versuchen, aber es ist jetzt noch schwerer geworden eine Arbeit zu finden und sie hat Sehnsucht nach ihrem Mann, also wird sie Mitte Juni auch nach Brasilien zurück fliegen.
Unser Bungalow lag in einem extra Teil des Garten, dadurch war es ein Idyll der Ruhe und Entspannung, wer weiß wofür wir die dort gesammelte Kraft eines Tages noch brauchen können.
Mitte Mai wurde es dann auch immer wärmer und wir sind öfter an den Strand geradelt oder morgens vor dem Frühstück schwimmen gegangen. Die Lockerungen wurden in Portugal in 3 Schritten vollzogen, so das es langsam wieder zu einem weitgehend normalen Alltag kam. Jetzt bei unser Abreise war die Stadt schon sehr voll, viele Urlauber und Tagesausflügler waren wiedergekommen auch in unser Unterkunft waren immer wieder neue Gäste für ein paar Nächte da.
Wir haben intensiv alle Reiseneuigkeiten verfolgt und lange überlegt wie wir unsere Reise fortsetzen wollen und vor allem können. Da es sehr lange keine Neuigkeiten zur Öffnung der Campingplätze in Portugal gab und es klar war, dass die Grenze zu Spanien länger zu bleiben wird für den Tourismus, haben wir entschieden Portugal zu verlassen. Durch einige Recherche fanden wir heraus, dass wizzair regelmäßig von Lissabon nach Wien fliegt. Kurzerhand entschieden wir einen Flug nach Wien zu buchen. Laut unserer Info machen zu dem auch die Campingplätze in Österreich wieder auf. Von Wien wollen wir über den Großglockner Richtung Slowenien reisen und dann durch Kroatien, Bosnien & Herzegowina (wenn es aufmacht), Montenegro, Albanien, Mazedonien und Bulgarien Richtung Rumänien.
An unserem vorletzten Wochenende wurden wir von den Guesthousebesitzern zu einem typischen brasilianischen Barbecue eingeladen, mit gaaanz viel Fleisch. Durch den Lockdown konnte Roberta (die Chefin) und Marcus (einer der Angestellten) ihre Geburtstage nicht feiern. Das wurde nun nachgeholt mit allem was dazu gehört auch einer lecker, süßen Schokotorte mit ganz vielen bunte Smarties drauf und eine KitKat-Schokocremefüllung (besonders so für die Kinder von Roberta und Alecandro gemacht).
Wir sind wahnsinnig gespannt wie es auf unserer Reise weitergeht. Unsere Fortsetzung unserer Reise nach 11 Wochen Zwangspause, durch eine weltweite Pandemie, Namens Covid-19 à la Corona. Wir werden jedenfalls hier an diesem Ort davon berichten…